Thüringer Allgemeine (Apolda)

Forscher: Thüringer Inzidenz im Juni unter 50

Covid-Simulator macht Hoffnung auf Besserung, wenn weiter geimpft wird und die Regeln streng eingehalte­n werden

- Von Sebastian Holzapfel und Hanno Müller

Erfurt. Der Sommer verspricht in der Pandemie eine deutliche Entspannun­g. Nach Berechnung­en des Covid-19-Simulators sinkt die Inzidenz in Thüringen in der zweiten Juni-Hälfte unter 50. Je nach Kreis oder Stadt differiert die Zielmarke um fünf bis zehn Tage. Dafür müssten aber das derzeitige Impftempo

mindestens beibehalte­n und die Corona-Regeln weiter eingehalte­n werden, sagte Thorsten Lehr, Entwickler des Simulators am Institut für Klinische Pharmazie der Universitä­t Saarland. „Wir sehen einen eindeutige­n Effekt der Impfkampag­ne“, so Lehr weiter.

Entwickelt wurde der Simulator seit dem Frühjahr 2020 mit dem Ziel, Verlauf und Entwicklun­gen von Covid-19-Infektione­n einschließ­lich Krankenhau­sbettenbel­egung, Behandlung, Beatmung und Todesraten in den Bundesländ­ern zu prognostiz­ieren und die Auswirkung­en verschiede­ner Lockdown-Schritte zu simulieren. Rückblicke­nd habe sich das mathematis­che Modell bewährt, deshalb sei der positive Ausblick auf den Juni eine reale Perspektiv­e, sagte Lehr.

Wichtiger Faktor dabei bleibe aber der Mensch. Plötzliche Massenanst­eckungen

könnten die Berechnung­en nicht vorhersehe­n. Verfrühte Ladenöffnu­ngen oder die Aufhebung von Kontaktver­boten trotz hoher Inzidenzen seien politische­r Irrsinn. „Wir müssen uns alle noch etwas zusammenre­ißen und die Inzidenzen drastisch senken, erst dann sollte es Lockerunge­n geben“, sagte der Universitä­tsprofesso­r. So zeigten die Modelle auch, dass im Zuge der Impfkampag­ne zwar weniger Alte auf den Intensivst­ationen liegen und sterben. „Dafür sehe wir dort jetzt 10 bis 15 Jahre jüngere Menschen, die wegen der höheren Überlebens­chancen deutlich länger auf den Stationen behandelt werden und sie so weiter an die Kapazitäts­grenze bringen.“

Lehr forderte die Bereitstel­lung von mehr Daten für die Analysen. „Aktuell müssen wir uns alles mühsam zusammensu­chen.“

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