Forscher: Thüringer Inzidenz im Juni unter 50
Covid-Simulator macht Hoffnung auf Besserung, wenn weiter geimpft wird und die Regeln streng eingehalten werden
Erfurt. Der Sommer verspricht in der Pandemie eine deutliche Entspannung. Nach Berechnungen des Covid-19-Simulators sinkt die Inzidenz in Thüringen in der zweiten Juni-Hälfte unter 50. Je nach Kreis oder Stadt differiert die Zielmarke um fünf bis zehn Tage. Dafür müssten aber das derzeitige Impftempo
mindestens beibehalten und die Corona-Regeln weiter eingehalten werden, sagte Thorsten Lehr, Entwickler des Simulators am Institut für Klinische Pharmazie der Universität Saarland. „Wir sehen einen eindeutigen Effekt der Impfkampagne“, so Lehr weiter.
Entwickelt wurde der Simulator seit dem Frühjahr 2020 mit dem Ziel, Verlauf und Entwicklungen von Covid-19-Infektionen einschließlich Krankenhausbettenbelegung, Behandlung, Beatmung und Todesraten in den Bundesländern zu prognostizieren und die Auswirkungen verschiedener Lockdown-Schritte zu simulieren. Rückblickend habe sich das mathematische Modell bewährt, deshalb sei der positive Ausblick auf den Juni eine reale Perspektive, sagte Lehr.
Wichtiger Faktor dabei bleibe aber der Mensch. Plötzliche Massenansteckungen
könnten die Berechnungen nicht vorhersehen. Verfrühte Ladenöffnungen oder die Aufhebung von Kontaktverboten trotz hoher Inzidenzen seien politischer Irrsinn. „Wir müssen uns alle noch etwas zusammenreißen und die Inzidenzen drastisch senken, erst dann sollte es Lockerungen geben“, sagte der Universitätsprofessor. So zeigten die Modelle auch, dass im Zuge der Impfkampagne zwar weniger Alte auf den Intensivstationen liegen und sterben. „Dafür sehe wir dort jetzt 10 bis 15 Jahre jüngere Menschen, die wegen der höheren Überlebenschancen deutlich länger auf den Stationen behandelt werden und sie so weiter an die Kapazitätsgrenze bringen.“
Lehr forderte die Bereitstellung von mehr Daten für die Analysen. „Aktuell müssen wir uns alles mühsam zusammensuchen.“