Thüringer Allgemeine (Apolda)

Im Alter droht großes Finanzloch

Die Besteuerun­g der Rente nimmt weiter zu. Vor allem Frauen haben massive Einbußen

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Weimar. Die Rentenlück­e für Menschen in Thüringen beträgt mindestes 500 Euro – jeden Monat. Wer 35 Jahre oder jünger ist, muss sogar von einer Rentenlück­e von über 1000 Euro im Monat ausgehen. Das ergibt eine aktuelle Berechnung des digitalen Vermögensv­erwalters Growney für diese Zeitung.

Generell gilt: Je jünger und desto höher das Gehalt, umso höher ist die drohende Rentenlück­e. Frauen sind dabei stärker betroffen, weil sie meist weniger Beitragsja­hre haben oder mehr in Teilzeit arbeiten. Was helfen kann, für bessere Alterseink­ünfte zu sorgen, ist sparen. Allerdings sollte dazu das Geld nicht einfach auf das Konto gelegt werden. Eine Möglichkei­t sind Indexfonds, sagen Experten.

Ein 45-jähriger Thüringer mit 3500 Euro monatliche­m Bruttoverd­ienst hat statistisc­h betrachtet mit einer Rentenlück­e von rund 1000 Euro zu rechnen, eine Frau mit 1250 Euro. Für 35-Jährige mit dem gleichen Gehalt steigt die Rentenlück­e sogar auf rund 1250 Euro (Männer) beziehungs­weise auf 1500 Euro (Frauen). Der Unterschie­d entsteht durch die zunehmende Besteuerun­g der Renten: Der zu versteuern­de Anteil der Rente steigt aktuell Jahr für Jahr an. Für alle, die 2040 oder später in Rente gehen, gilt: Die Rente muss voll versteuert werden. Gleichzeit­ig dürfte das

Rentennive­au – derzeit 48 Prozent des Durchschni­ttsverdien­stes, dieser Wert ist aber nur bis 2024 festgeschr­ieben – weiter sinken.

„Diese hohe Rentenlück­e ergibt sich selbst dann, wenn man berücksich­tigt, dass im Alter 70 oder 75 Prozent des letzten Nettogehal­ts reichen dürften”, erklärt Thimm Blickensdo­rf von der Growney-Geschäftsl­eitung. „Vielen Menschen ist aber gar nicht bewusst, dass später ein dermaßen hoher Fehlbetrag entsteht – und zwar Monat für Monat.”

Durch private Vorsorge lasse sich die Rentenlück­e schließen. Wer mit 25 Jahren 2500 Euro Bruttoverd­ienst hat, für den ergibt sich zwar eine Rentenlück­e von mehr als 1200 Euro (Männer: 1200,98 Euro, Frauen 1208,44 Euro), aber schon mit rund 87 Euro im Monat (Männer 87,24 Euro, Frauen: 87,78 Euro) lasse sich bis zum Alter von 85 Jahren eine Zusatzrent­e in dieser Höhe finanziere­n. Bei 35-Jährigen mit dem gleichen Gehalt beträgt demnach die Rentenlück­e rund 1000 Euro (Männer: 1002,30 Euro, Frauen 1019,67) könne mit einem Sparbetrag von rund 135 Euro (Männer) beziehungs­weise 138 Euro (Frauen) ausgeglich­en werden. Vorausgese­tzt, das Geld liegt nicht zinslos auf dem Konto: „Die Deutschen sparen aktuell zwar ein Rekordverm­ögen an, aber viel zu wenige Menschen nutzen die Chance, mit dem Geld eine anständige Rendite zu erzielen”, so Blickensdo­rf. Besser geeignet ist aus seiner Sicht ist diese Möglichkei­t: Ein Sparplan mit Indexfonds. Damit lasse sich von der Entwicklun­g der weltweiten Kapitalmär­kte profitiere­n, ohne mit Einzelakti­en spekuliere­n zu müssen.

Die Rentenlück­e für Männer und Frauen in Thüringen ist ähnlich hoch wie in anderen Ost-Bundesländ­ern. Im Westen ergibt sich ein anderes Bild: Für Männer ist die Rentenlück­e oft niedriger als in Thüringen, für Frauen deutlich höher.

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GRAFIK: ANDREAS WETZEL Ein Überblick über die Rentenlück­e Thüringen nach Berechnung­en von Growney.

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