„Google und Facebook bedrohen freie Presse“
Debatte zum Tag der Pressefreiheit - Funke-Aufsichtsratschefin Becker warnt vor Diffamierungen
Berlin. Die wirtschaftliche Macht der US-amerikanischen Tech-Giganten wie Google und Facebook bedroht die wirtschaftliche Basis der Verlage in Deutschland und damit auch die Pressefreiheit. Darauf hat die Vorsitzende des Aufsichtsrates der Funke Mediengruppe, Julia Becker, hingewiesen. Sie hielt am Montagabend das Impulsreferat für eine Podiumsdiskussion des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger zum Tag der Pressefreiheit im Allianz Forum in Mitte.
Eine wirklich unabhängige Presse müsse auch wirtschaftlich unabhängig sein, sagte Becker. Wenn sich die wirtschaftlichen Grundlagen weiter verschlechterten, sei „eine freie Presse und damit auch die
Pressefreiheit in ihrem Bestand gefährdet“. Julia Becker zielte mit ihrer Bemerkung vor allem auf die digitale Infrastruktur, die sich in den Händen von wenigen US-Mega-Konzernen befinde. „Das sind marktbeherrschende Player, deren Marktmacht, Umsatz und Gewinne auch in Corona-Zeiten unaufhörlich weiterwachsen“, warnte Becker.
An den Journalismus formulierte die Verlegerin den Anspruch, weiter seriös zu arbeiten, um das in der CoronaPandemie trotz aller Kritik wieder gestiegene Vertrauen der Leserschaft vor allem in die Regionalmedien zu erhalten. Es gehe darum, „weiter und in immer besserer Qualität unseren Job zu machen“, sagte Becker. Die Presse müsse weiter über Missstände berichten, „mehr denn je durch gute, präzise journalistische Arbeit überzeugen“und ein breites Meinungsspektrum abbilden.
Die Pressefreiheit wird nach Ansicht der Funke-Aufsichtsvorsitzenden aber nicht nur durch Google & Co bedroht. In autokratisch regierten Staaten werde Berichterstattung eingeschränkt. In Deutschland würden Journalisten unter anderem von Corona-Leugnern attackiert und als „Lügenpresse“diffamiert.
Die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal warnte indessen vor Einschränkungen der journalistischen Freiheit. „Ich spüre die Angst von Kollegen, die sich fragen, was sie noch berichten dürfen“, sagte Tekkal in der Diskussion. Der Ex-Journalist und Bundesbeauftragte für die StasiUnterlagen, Roland Jahn, nannte als Problem, dass viele Akteure in den Medien keinen Journalismus machten, sondern eine Agenda verfolgten. „Die Vermengung von Meinung und Tatsachenberichterstattung sehe ich als großes Problem“, sagte Jahn.