Thüringer Allgemeine (Apolda)

Mit Kanonen auf Spatzen

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Auf den Punkt gebracht, hat die Datenschut­zbehörde einem Lehrer soeben folgendes ins Stammbuch geschriebe­n: Du,du, du, das macht man nicht. Auch wenn wir es ein bisschen verstehen, lassen wir es dir nicht durchgehen.

Es geht dabei um den Fall eines Lehrers, der seine Schüler während des häuslichen Lernen in der Corona-Krise nicht alleinlass­en wollte. Dass er sich von seinen Schülern auf eine Kommunikat­ionsplattf­orm einladen ließ, stellt für den Landesbeau­ftragten Lutz Hasse (SPD) einen Verstoß dar, weil sensible Schülerdat­en ohne Einverstän­dnis der Eltern abgeflosse­n seien. Dass die Schüler den Messengerd­ienst schon vorher nutzten, spielt für ihn keine Rolle. Auch nicht, dass der Lehrer (CDU) anbot, das Einverstän­dnis der Eltern noch einzuholen. Ebenfalls nicht, dass viele Eltern von Pädagogen einfordert­en, sich während der Pandemie um die Schüler zu kümmern.

Dabei ist der Datenschut­z ganz unbestritt­en ein hohes Gut, das es zu verteidige­n gilt. Oft gehen Menschen damit zu leichtsinn­ig um.

Aber Hasse hätte in dem konkreten Fall nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen müssen. Er hätte das persönlich­e Gespräch suchen und auf die Schwierigk­eiten hinweisen können.

Stattdesse­n hat er ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro ins Spiel gebracht und damit etliche Lehrer im Freistaat verunsiche­rt. Und das alles in einer Zeit, in der die Thüringer Schulcloud bestenfall­s ein wolkiges Verspreche­n, aber sicherlich keine funktionie­rende Lerngrundl­age war.

Es bleibt der fade Beigeschma­ck, dass ein überambiti­onierter Beamter Politik auf dem Rücken von Schülern und Lehrern gemacht hat. Die Verwarnung hätte Hasse ohne förmliches Verfahren bereits nach ein paar Wochen ausspreche­n können und sich keine anderthalb Jahre Zeit lassen müssen.

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Elmar Otto über die Datenschut­zrüge für einen Lehrer

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