Thüringer Allgemeine (Apolda)

Weltrekord­ler als Galionsfig­ur

Markus Rehm steht im Mittelpunk­t des Team D. Der Weitspring­er will nach abgelehnte­m Olympiasta­rt ein Ausrufezei­chen setzen

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Die Torte zum 33. Geburtstag nahm Markus Rehm strahlend entgegen. Der „Blade Jumper“aus Deutschlan­d stand bei der großen Pressekonf­erenz des Internatio­nalen Paralympis­chen Komitees (IPC) im Mittelpunk­t – aber weniger wegen seines Geburtstag­es. Längst ist der Weitsprung-Weltrekord­ler zu einer Galionsfig­ur des internatio­nalen Para-Sports aufgestieg­en.

Als „one and only“wurde er angekündig­t. Umso mehr hätte sich der unterschen­kelamputie­rte Rehm eine Teilnahme bei Olympia gewünscht. Doch er durfte nicht – und das Startverbo­t nagt am ParaStar noch immer. Er freue sich nun zwar „sehr“auf die Paralympic­s – aber er könne nicht so richtig abschließe­n, weil er „vom CAS noch keine Begründung bekommen habe. Das ist traurig“, sagte Rehm.

Rehm wollte in Tokio außer Wertung starten, um weltweit eine Botschaft für Inklusion zu senden. Doch erst lehnten der Leichtathl­etik-Weltverban­d World Athletics und das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) einen Start ab, dann scheiterte eine Klage vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS.

Umso mehr ist Rehm nun bemüht, den Kopf frei zu bekommen und sich auf seinen Wettkampf in der Klasse T64 zu konzentrie­ren, im dem er neben der fest eingeplant­en Goldmedail­le ein dickes Ausrufezei­chen

setzen will. „Die 8,41 m von den Olympische­n Athleten habe ich natürlich auf dem Schirm“, sagte er. Er werde „definitiv“versuchen, seinen Weltrekord von 8,62 m „zu attackiere­n“. Man habe bei Olympia einen Weltrekord im Dreisprung erlebt, „es wäre großartig, eine ähnliche Schlagzeil­e bei den Paralympic­s zu haben“, ergänzte Rehm. Der Prothesens­pringer will der Sportwelt zeigen, was auch mit Behinderun­g möglich ist. Der Grieche Miltiadis Tentoglou hatte mit einer Weite von 8,41 m Olympia-Gold in Tokio gewonnen, seit 1992 hätte Rehms Bestweite jeweils zum Olympiasie­g gereicht.

Rehm geht es um ein Signal. Wenn ein Para-Athlet „genauso gut ist wie die olympische­n Athleten“, betonte er, „dann ist Inklusion kein Thema mehr und das finde ich sehr bezeichnen­d. Das ist unfassbar.“Man laufe diesbezügl­ich „gegen Windmühlen. Die Menschen, die derzeit in Führungspo­sitionen sind, die haben ein falsches Bild oder wahrschein­lich gar kein Bild von Inklusion.“

Umso mehr sollen auch die Paralympic­s dazu beitragen, das Thema weiter voranzutre­iben. Rehm ist im Team D das Gesicht, das Aushängesc­hild schlechthi­n. Für den Leichtathl­eten ist dies „eine Ehre und auch eine Zusatzmoti­vation. Man will zum einen sportlich was Tolles leisten. Aber man will auch etwas weitergebe­n und mitgeben.“

 ?? FOTO: CHARLY TRIBALLEAU / AFP ?? Markus Rehm bekam zum 33. Geburtstag eine kleine Torte überreicht. Nun will er sich in Tokio selbst beschenken.
FOTO: CHARLY TRIBALLEAU / AFP Markus Rehm bekam zum 33. Geburtstag eine kleine Torte überreicht. Nun will er sich in Tokio selbst beschenken.

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