Ausgleich mit Gastlichkeit
Sterne können Träumerei bedeuten, Romantiker und Astrologen ins Schwärmen bringen.
Für Touristen sind sie vor allem eine willkommene Orientierung bei der Buchung von Unterkünften. Denn mit unumstößlichen Kriterien gilt eine Klassifizierung als objektiv. Das ist in einer Zeit von sehr subjektiven Einschätzungen -- vor allem im Internet -- hilfreich.
Doch immer mehr Beherbergungsbetriebe verzichten auf eine Einstufung. Denn sie haben in der Pandemie wahrlich andere Sorgen als den Griff nach den Sternen. Sie beklagen hohe Umsatzverluste, müssen das Abwandern von Fachpersonal verkraften – nicht wenige Häuser kämpfen verzweifelt ums Überleben. Manche geben auch auf, weil die Perspektive für die nächsten Wochen keine Wende zum Guten verheißt.
Thüringen hat in den Städten und auf dem Land durchaus Vielfalt bei Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten – von kleinen Ferienwohnungen über mittlere Pensionen bis hin zu großen Hotelanlagen. Das ist wichtig, denn der Freistaat lebt nicht unerheblich von der Tourismusbranche, er muss das Spektrum von spartanisch bis hochklassig abdecken. Die Ansprüche bei einem kurzen Wanderwochenende sind eben vielleicht andere als bei einem längeren Urlaub, in dem von früh bis abends Verwöhnaroma gewünscht ist.
Dass es in Thüringen an Hotels der gehobenen Kategorie mangelt, ist dabei keine neue Erkenntnis. Neben dem Geld für Investitionen fehlt teilweise wohl auch der Mut, Altes zu modernisieren oder Neues zu schaffen. Aber in Corona-Zeiten ist das auch kaum zu erwarten. Deshalb gilt umso mehr, den möglicherweise nicht vorhandenen Luxus mit freundlicher Gastlichkeit auszugleichen.
Die Anzahl der Sterne an der Hotel-Fassade sagt jedenfalls nicht alles über das Funkeln im Innern aus.