Eine Ahnung vom Leid im Ahrtal
Die Sanierung der Landessportschule in Bad Blankenburg nach dem Sommer-Hochwasser soll im März enden
Bad Blankenburg.
Christian Müller weiß nicht, wie weit das Lachen zu hören war. Er konnte es aber auch sehen. Rund ein Dutzend Mädchen und Jungen des Kindergartens „Sebastian Kneipp“waren die Ersten, die die Schaumstoff-Grube in der Landessportschule Bad Blankenburg wieder benutzt haben. Springen, kullern, balgen. Was für ein Spaß!
Der tat gut – auch dem Leiter der Schule, der sich aber nach wie vor mit allem Ernst der Sanierung des Komplexes widmen muss. Am 13. Juli 2021 sorgte ein mehrstündiger Starkregen dafür, dass weite Teile der Sportschule – besonders der Eingangs - und Tagungsbereich, dazu zwei Hallen – überflutet wurden. Teilweise stand das Wasser einen halben Meter hoch. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 1,3 Millionen Euro – er wird von der Versicherungsgesellschaft übernommen.
Derzeitig erfolgt die Sanierung der gesamten Verwaltung, von Gästezimmern und Seminarräumen, allein im Sportbereich müssen knapp 3000 Quadratmeter Boden erneuert werden. Die Hälfte davon ist inzwischen fertiggestellt, doch an vielen Stellen sind die Flut-Folgen noch unübersehbar, zahlreiche Bereiche nach wie vor gesperrt. „Ich habe dadurch eine Ahnung, was die Menschen im Ahrtal erlebt haben und immer noch mitmachen“, sagt Christian Müller, der in Jena Sport, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften studiert hat und seit 2015 die Schule des Landessportbundes leitet.
Sie ist mit ihren sechs Fußballfeldern, der Leichtathletik- und Beachanlage, einer Skaterbahn, den zahlreichen Hallen, ein Treffpunkt für Athleten aus Profi - und Freizeitvereinen,
für Ehrenamtliche, die in der Bildungsstätte fort – und weitergebildet werden. Aber auch Touristen sind willkommen und können übernachten. 2019 hatte die Schule insgesamt rund 44.500 Gäste, in den Folgejahren mit Corona und Hochwasser zwangsläufig weniger.
Erfreut war Müller über die schnelle Hilfe und Anteilnahme. So sei Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler einer der Ersten gewesen, der sich gemeldet und Unterstützung zugesagt hatte. „Das vergisst man nicht“, sagt Müller. Die Schar der Besucher, die von seinem
Team mit 50 Mitarbeitern empfangen und betreut wird, wächst inzwischen täglich. „Derzeit haben wir bis zu hundert Übernachtungsgäste, die auch die andauernden Arbeiten in Kauf nehmen.“Handwerker sind jedenfalls überall anzutreffen – Maler, Elektriker, Fliesenleger. Sie wirbeln vor allem in der 1700 Quadratmeter großen Guts-Muths-Halle, die gerade eine neue Dämmung und Fußbodenheizung erhält.
Noch sei die Schule im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eine größere Baustelle, doch Mitte März soll alles fertig und dann – vorbehaltlich der Corona-Situation – auch eine komplette Auslastung mit fast 200 Betten für Sportler und Lehrgangsteilnehmer möglich sein. Allein das weiträumige Foyer wird erst später – voraussichtlich im Sommer – ein neues Antlitz erhalten.
Natürlich, so Christian Müller, müsse man auch Lehren aus dem Unglück ziehen, das mehr als Schrecken verbreitet hat, aber letztlich sogar mit Glück verbunden war. „Nicht auszudenken, wenn beispielsweise noch die Trafostationen betroffen gewesen wären“, sinniert der 44-Jährige rückblickend und schaut in die Weite des idyllischen Schwarzatals.
Dort wird die Schule immer in einer Senke liegen. „Also gilt es, entsprechende Vorbereitungen als Hochwasserschutz zu treffen.“Man sei für die baulichen Maßnahmen in Abstimmung mit dem zuständigen Ministerium. Erste Prognosen rechnen mit Projektkosten in Höhe von 300.000 Euro. Die endgültige Entscheidung darüber und die entsprechenden Arbeiten stehen noch aus. Fertig ist dagegen die Schaumstoff-Grube. Für viele Kinder das Wichtigste. . .