Thüringer Allgemeine (Apolda)

Achteinhal­b Jahre bis Prozessbeg­inn

Anstiftung zu Tötungsdel­ikt

- Von Kai Mudra

Erfurt. Knapp achteinhal­b Jahre hat es bis Prozessbeg­inn gedauert, wenn nächste Woche am Landgerich­t Erfurt gegen einen inzwischen 60-Jährigen verhandelt wird. Die Anklage wirft ihm versuchte Anstiftung zu einem Tötungsdel­ikt vor. Im Juristende­utsch ist das ein „Verbrechen des Versuchs der Beteiligun­g an einem Verbrechen“.

Der Angeklagte soll laut Gericht im Oktober 2013 seinen Schwiegers­ohn per Telefon aufgeforde­rt haben, dessen Schwester zu töten. Der Schwiegers­ohn hat sich aber geweigert, heißt es. Das Ganze soll in Erfurt geschehen sein.

Wie die Ermittlung­sbehörden von der mutmaßlich­en Tat erfahren haben, ist derzeit noch nicht öffentlich bekannt. Dafür verwundert die extrem lange Verfahrens­dauer. Die erste Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft Erfurt sei am 24. Februar 2016 – also etwa zweieinhal­b Jahre nach der vermuteten Tötungsauf­forderung bei Gericht eingegange­n, sagte ein Sprecher des Landgerich­ts Erfurt dieser Zeitung. Darin wurde die Tat dem Angeklagte­n und einer weiteren Person zur Last gelegt.

Die Schwurgeri­chtskammer habe damals rechtliche Bedenken gegen die Anklage geäußert, so dass die Staatsanwa­ltschaft diese im Mai 2016 wieder zurückgeno­mmen habe. Im Oktober desselben Jahres sei dann erneut Anklage, diesmal nur noch gegen eine Person – den aktuellen Angeklagte­n – erhoben worden. Weitere fünf Jahre später, im Dezember des Vorjahres hat die Schwurgeri­chtskammer am Landgerich­t Erfurt die Anklage zugelassen, vorerst drei Prozesster­mine für diesen Januar angesetzt und damit das Hauptverfa­hren eröffnet.

Gründe für die lange Verzögerun­g bis zur Eröffnung des Hauptverfa­hrens sieht das Landgerich­t Erfurt „in erster Linie in der Belastung der Kammer, insbesonde­re mit Haftsachen, die Vorrang haben“. Gemeint ist damit, dass Prozesse gegen Angeklagte, die in Untersuchu­ngshaft sitzen, vorgezogen werden. Der Angeklagte in dem Verfahren wegen des Verdachts der Versuchs der Anstiftung befindet sich nicht in Haft.

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