Personalmangel bremst Ausbau der Solarkraft
Thüringer im ländlichen Raum warten oft mehrere Monate auf die technische Abnahme ihrer neuen Anlage
Erfurt. Die Zahl der privaten Solaranlagen steigt stetig – doch das verursacht Ärger bei den Betreibern im ländlichen Raum abseits der Stadtwerke: Sie müssen mehrere Monate auf die Ab- und Inbetriebnahme durch die zuständige Thüringer Energienetze GmbH (TEN) warten.
„Wir haben uns im Oktober 2021 eine Photovoltaik-Anlage installieren lassen. Nach mehreren Telefonaten mit der TEN sind wir nun auf das erste Quartal 2022 vertröstet worden“, berichtet ein Leser unserer Zeitung. „Es kann doch nicht sein, dass man so ausgebremst wird, obwohl man der Umwelt etwas Gutes tun will.“Ein Leser aus dem Landkreis Gotha erlebte Ähnliches: „Wir warten schon seit September 2021 auf einen Installateur der TEN. Seitdem geht uns viel Solarstrom, Geld aus der Netzeinspeisung und Enthusiasmus verloren“, verriet der Anrufer.
„Leider sind Kundenbeschwerden über die Bearbeitungszeit für die Zuschaltung von Photovoltaikanlagen
(PV) im Netz der TEN Thüringer Energienetze derzeit nicht unberechtigt“, gesteht deren Sprecher Martin Schreiber. Hintergrund sei vor allem eine signifikante Erhöhung der Zahl der Anträge: „2021 waren es rund 3200 Anträge für den Anschluss von PV-Anlagen mit einer Leistung bis 30 kW – fast viermal so viel wie 2015“, erklärt Martin Schreiber. Bei den großen Anlagen mit Leistungen über 30 kW habe sich die jährlich angefragte Netzleistung seit 2015 sogar mehr als verzehnfacht.
„Hinzu kommen die Knappheit an Fachkräften und Material sowie eine teilweise Verdoppelung der Preise und Lieferzeiten bis zu einem Jahr für Elektromaterial, das zum Anschluss von PV-Anlagen erforderlich ist“, so Schreiber.
Die Niederspannungsteams der TEN, die sich mit den Netzanschluss der PV-Anlagen befassen, seien zudem mit der ebenfalls stark steigenden Zahl von Wallboxen für E-Autos und Stromspeichern ausgelastet. „Jedoch sind wir zur Abhilfe bereits umfassend aktiv geworden:
Die Zahl der Mitarbeiter wurde deutlich aufgestockt, zudem wurden externe Dienstleister eingebunden.“Auch sei eine Beschleunigung der Bearbeitungsprozesse angestoßen worden – etwa durch eine Reduzierung der Antragsunterlagen oder die Optimierung der IT-Systeme für die Anmeldevorgänge. Für die meisten der PV-Anlagen bis 30 kV gehen wir deshalb davon aus, dass sich bis Mitte 2022 die Bearbeitungszeit für den Netzanschluss durch die TEN wieder im angemessenen Bereich einpegeln wird.“