Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Impfpflich­t könnte ab Sommer gelten

Steinmeier fordert saubere Begründung

- Von Jan Dörner

„Omikron wird keine Welle, Berlin. Nach den Plänen der SPD sondern eine Wand“, sagen Virologen soll die allgemeine Impfpflich­t in bereits seit Wochen voraus. Die der zweiten Märzhälfte beschlosse­n Weltgesund­heitsorgan­isation werden, um dann im Sommer in (WHO) warnt nun: Bis März werde Kraft zu treten. SPD-Parlaments­ge- sich mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g schäftsfüh­rerin Katja Mast kündig- Europas mit der hochinfekt­iösen te am Mittwoch an, dass Eckpunkte Virusvaria­nte angesteckt haben. rund um die erste Parlaments­debat- Der US-Experte Anthony Fauci te in der letzten Januarwoch­e vorlie- geht sogar noch weiter: Früher gen und die Beratungen im Bundes- oder später werde es alle Menschen tag dann im März abgeschlos­sen treffen. Ein Überblick über die Länder werden sollen. Bundeskanz­ler Olaf in Europa, wo die Zahl der Neuinfekti­onen Scholz (SPD) sprach sich für eine am höchsten ist. Impfpflich­t für alle Erwachsene­n aus, die möglichst unbürokrat­isch und schlank organisier­t sei.

Zur Frage des Inkrafttre­tens verwies Mast auf den Zeitplan der für bestimmte Berufsgrup­pen wie Pfle- ger und Ärzte beschlosse­nen Impf- pflicht. Diese war im Dezember ver- abschiedet worden und tritt am 15. März in Kraft. Die allgemeine Impfpflich­t könnte demnach ab einem Stichtag im Juni oder spätes- tens im Juli gelten.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier forderte eine saubere Begründung für die Einführung. Dies gelte besonders, da eine Impf- pflicht über lange Zeit von Verant- wortlichen in Bund und Ländern explizit ausgeschlo­ssen worden sei, sagte der Bundespräs­ident. „Umso deutlicher müssen doch jetzt die Ar- gumente für die Notwendigk­eit einer Impfpflich­t im öffentlich­en Raum diskutiert werden.“

Über die Impfpflich­t sollen die Bundestags­abgeordnet­en ohne Fraktionsz­wang entscheide­n. In der Debatte sind verschiede­ne Mo- delle. Der Vorsitzend­e der Deut- schen Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG), Gerald Gaß, forderte eine Regelung für alle ab 18 Jahren. Schließlic­h seien alle Altersgrup- pen durch die Folgen dieser Pande- mie negativ betroffen, sagte Gaß unserer Redaktion.

Frankreich:

Die Zahlen sind dramatisch: Frankreich verzeichne­t knapp 3000 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche – Ergebnis der rasanten Ausbreitun­g von Omikron. Trotz dieser hohen Sieben-Tage-Inzidenz bleiben Regierung und Bevölkerun­g relativ gelassen. Die Krankenhäu­ser sind bislang nicht überlastet. 4000 Intensivbe­tten sind mit Covid-19-Patienten belegt. Das sind 72 Prozent aller verfügbare­n Plätze. Omikron sorgt in der Regel nicht für schwere Krankheits­verläufe. Frankreich verfügt über eine vergleichs­weise hohe Impfquote. 92 Prozent der Einwohner über zwölf Jahren sind vollständi­g geimpft, 45 Prozent haben bereits eine Auffrischu­ng („Booster“) erhalten. Schulen, Universitä­ten, Sport- und Kultureinr­ichtungen sowie Restaurant­s und Bars bleiben weiterhin geöffnet.

Dennoch will Präsident Emmanuel Macron den Druck auf die Impfgegner erhöhen. Bereits kommende Woche soll ein Gesetz in Kraft treten, welches der deutschen 2G-Regel ähnelt. Ungeimpfte sollen sich nicht mehr „freitesten“können, wenn sie ein Restaurant, Café, Kino, Theater oder Museum besuchen wollen. Das Gleiche gilt für Reisen mit Bahn, Fernbus oder Flugzeug.

Dänemark:

Das Land ist mit einer Inzidenz von gut 2400 Hochrisiko­gebiet. Mehr als 90 Prozent der rund 22.000 Neuinfekti­onen werden auf Omikron zurückgefü­hrt. Doch die Menschen bleiben gelassen. Dänemark impft und testet, was das Zeug hält – und hofft,

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FOTO: DPA Diskutiert in Schloss Bellevue: Bun- despräside­nt Steinmeier.

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