Kirche hofft auf Geld für Sanierung historischer Mauern
Bibelübersetzung, Schütz und Akademie: Gleich drei Jubiläen prägen das Jahr der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Erfurt. Lädt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland am Jahresbeginn zum Kamingespräch, geht es mit Sicherheit auch um Dauerbrenner wie den Mitgliederschwund, fehlenden geistlichen Nachwuchs oder die Neuorganisation der Bischofssprengel und Kirchenkreise. Das 2022er-Treffen bildet da keine Ausnahme.
So gibt es in der EKM nur noch die Probstsprengel Erfurt und Magdeburg, die Zusammenlegung von Kirchenkreisen geht weiter. Und auch künftig werden mehr Pfarrstellen frei als neu besetzt. Corona brachte erneut einen Rückgang der Steuereinnahmen um 10 Prozent.
Darüber hinaus drehen sich die Verkündungen immer auch um Themen, mit denen die Kirche ihre kulturelle Verantwortung unterstreicht.
Im Rahmen des Jubiläums „500 Jahre Bibelübersetzung“durch Martin Luther will man in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen in die Öffentlichkeit hineinwirken. Im September gibt es dazu eine ganze Festwoche. Um den 350. Todestag des Komponisten Heinrich Schütz geht es unter anderem im September bei einem Prologkonzert des Ensembles Hofmusik in der Herderkirche in Weimar. Von überkirchlicher Bedeutung ist auch die Erinnerung an das 75-jährige Bestehen der Evangelischen
Akademien. Gegründet wurden sie 1947 als Antwort der Kirchen auf das Versagen der Zivilgesellschaft während des Nationalsozialismus. Das Thüringische Pendant im Zinzendorfhaus zu Neudietendorf ist bis heute ein wichtiger Ort für den Austausch über Glauben und Gesellschaft.
Zudem richteten die Kirchenverantwortlichen um Landesbischof Friedrich Kramer in diesem Jahr das Augenmerk auf einen besonderen Aspekt: 320 historische Naturstein mauern im EKM-Gebiet seien gefährdet und müssten saniert werden. Sie grenzten an Friedhöfe, Kirch- und Pfarrgrundstücke und prägten vielerorts ihre Umgebung. Die EKM schätzt den finanziellen
Aufwand auf etwa 13 Millionen. Euro. 140 Einfriedungs- und Stützmauern seien in den vergangenen Jahren bereits für 6,35 Mio. Euro saniert worden, davon 40 Prozent Friedhofsmauern. Die Kirche stellt aus dem Ausgleichsfonds für 2022 und 2023 jährlich 500.000 Euro zur Verfügung, benötigen aber mindestens noch dreimal so viel Geld. Die Gemeinden könnten dies nicht leisten, deshalb brauche man dringend öffentliche Unterstützung, damit nicht viele Mauern verloren gehen.
Vielversprechend klingen auch die Pläne für die Neugestaltung der Augustinerkirche in Erfurt. Unter dem Motto „Offener, heller, flexibler“soll ab 2023 dann endlich auch eine Heizung eingebaut werden.