Angekommen
Hanna Hellvig hat sich beim Erfurter Volleyball-Bundesligisten Schwarz-Weiß in den Startsechser gespielt und setzt im Angriff variabel Akzente
Erfurt. Für Eislaufen kann sie sich begeistern, für Skilanglauf ebenso, genau genommen für alles, was mit Wintersport zu tun hat. Frostig, so mag’s Hanna Hellvig. Aber nicht nur draußen, sondern genauso drinnen, auf dem Volleyball-Feld, wenn die Schwedin eiskalt zuschlägt.
Ein Hieb von außen, drin, 23:22, den ersten Satzball mit Tusch gleich noch hinterher, ehe Rica Maase den Durchgang zwei Züge später klarmachte. Dass die Erfurter SchwarzWeiß-Volleyballerinnen vor knapp zwei Wochen Top-Favorit Stuttgart beim 1:3 zumindest in einem Satz arg ärgern konnten, lag besonders auch an der groß gewachsenen Angreiferin aus dem hohen Norden. Sie taut mehr und mehr auf.
Gegen den ungeschlagenen Bundesliga-Ersten starke 14 Punkte, am Sonntag herausragende 19 Zähler bei Wiesbaden: Das Duell mit Nationalmannschaftsgefährtin und Freundin Dalila-Lilly Topic (13) auf Wiesbaden-Seite ging an die Erfurter Angreiferin. In ihre Freude über das Top-Ergebnis mischte sich aber eine Spur Enttäuschung. „Leider haben wir ein paar Fehler zu viel gemacht“, sagte die 21-Jährige einen Tag nach dem 2:3 (22, -16, 22, 18, 8). Statt eines Zählers hätte sie zur Krönung ihres Auftritts lieber zwei, am liebsten drei mitgenommen.
Es hätte der erste Auswärtserfolg in dieser Serie für die Schwarz-Weißen bedeutet. Spätestens durch diesen einen Punkt, den elften insgesamt, aber sind sie im sechsten Erstliga-Jahr sportlich angekommen. So wie Hanna Hellvig nach sechs Monaten endgültig auch in der Erfurter Mannschaft angekommen ist.
Zweimal in Folge fast durchgespielt zu haben, macht die 1,89 Meter große Angreiferin glücklich. „Es war ein weiter Weg“, sagt sie. Die langen Einsatzzeiten helfen ihr, Vertrauen in die eigene Stärke zu entwickeln und zugleich das Vertrauen in sie zurückzuzahlen. In Wiesbaden war sie zum zweiten Mal hintereinander angriffsstärkste Spielerin bei den Thüringerinnen.
Die Vorstellung seiner Nummer 17 gegen Meisteranwärter Stuttgart schätzte Erfurts Trainer Konstantin Bitter noch höher ein als die persönliche Bestmarke der Schwedin am Sonntag. Die hat ihn in seiner Überzeugung von der Nationalspielerin nur bestätigt. „Hanna hat sehr viel Potenzial“, meint er über die aus Lidingö nahe Stockholm stammende Frau. Und vor allem meint er ihr variables Spiel. Als Diagonalangreiferin hat sie sich anfangs hinter Rica Maase die Position geteilt, in Wiesbaden punktete sie durchweg, weil die Dresdnerin die Schulter schonen musste. Gegen Stuttgarts TopTeam glänzte sie auf Außenangriff.
Von dort anzugreifen ist für Hanna Hellvig kein Neuland. Nachdem sie als Schülerin wegen des Volleyballs zur schwedischen Top-Ausbildungsadresse Falköping gegangen war, hat sie schon Erfahrungen auf Annahme/Außen gesammelt, um im vergangenen Sommer einen neuen Schritt zu wagen. Nach dem Abstecher nach Hawaii in der Serie 2019/2020 ging es weg von der Heimat, hinein in die Bundesliga. Von dem hohen Niveau verspricht sie sich einen Schub. „Ich möchte besser werden“, sagt die 21-Jährige und schaut hoffnungsvoll schon mal auf die Samstagspartie gegen den Vierten Aachen. Um weiter aufzutauen – und gern eiskalt zuzuschlagen.