Thüringer Allgemeine (Apolda)

Im dritten Jahr

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Wir sind im Krieg, hat Frankreich­s Präsident Macron schon im Frühjahr 2020 erklärt. In diesem Krieg gegen das Virus, das war damals schon klar, zählen Tempo, Entschloss­enheit und der Wille, keine Kosten zu scheuen. In dieser Logik scheint es durchaus plausibel, dass Deutschlan­d jetzt einen Generalmaj­or als Leiter des Krisenstab­s im Kanzleramt hat.

Die Lage aber ist im dritten Jahr des Kriegs gegen ein taktisch überlegene­s Virus bitter: Das Material ist knapp und oft unzuverläs­sig, die Truppe zu dünn besetzt, die Strategie gerade mit Blick auf das Hinund Her um die Impfpflich­t ein kommunikat­ives Desaster. Das „Bollwerk gegen Omikron“, das General Carsten Breuer errichten will, ist bislang nur ein frommer Wunsch. Zwei Beispiele:

Wegen der rasant steigenden Infektions­zahlen stehen nach Einschätzu­ng des Generals bald nicht mehr genügend Testkapazi­täten für die gesamte Bevölkerun­g zur Verfügung. Sobald es eng werde, müsse man priorisier­en.

Neue Fälle tagesaktue­ll registrier­en, Infizierte und Kontaktper­sonen informiere­n, Quarantäne kontrollie­ren – alles das ist in vielen Gesundheit­sämtern oft nicht mehr möglich. Vielerorts laufen Quarantäne­maßnahmen längst nach dem Prinzip Hoffnung. Es ist die Hoffnung, dass Leute sich aus Eigenveran­twortung an die Regeln halten – wenn sie die überhaupt kennen.

Eines nur ist klar: Das Virus ist ein Taktiker. Und es verhält sich gemeinerwe­ise nicht so, wie es die Lehrbücher nahelegen. Es ist nicht bei jeder Variante einerseits rasanter, aber anderersei­ts harmloser geworden. Gerade weil das Virus unberechen­bar ist, müssen wir auch in den kommenden Monaten und Jahren auf alles vorbereite­t sein: In den Gesundheit­sämtern, beim Testmateri­al, und bei der Impfquote. Nur so klappt das mit dem Bollwerk, Herr General.

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Julia Emmrich zur Bekämpfung der Pandemie

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