Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schnee gerät ins Rutschen

Lawinen können eine Gefahr sein. Fachleute studieren sie daher genau

- Von Mariana Friedrich

Einen Schneemann bauen, Rodeln gehen oder Schneebäll­e werfen: Das macht jede Menge Spaß. Viele Leute fahren, gerade jetzt im Winterurla­ub, auch gerne Ski oder Snowboard. Klar, das geht nur in den Bergen. Sind die Berghänge dort steil genug, rutscht der Schnee aber manchmal ab: Eine Lawine entsteht.

Das kann mitunter ziemlich gefährlich werden. Forscherin­nen und Forscher beobachten den Schnee in den Bergen deshalb ganz genau. Einer von ihnen ist Benjamin Zweifel. Er ist Lawinenpro­gnostiker und arbeitet an einem Institut für Schnee- und Lawinenfor­schung in der Schweiz. „Um zu verstehen, was bei einer Lawine passiert, muss man die Schneedeck­e verstehen“, betont er.

Eine Schneedeck­e besteht in den Bergen aus mehreren Schichten. Jedes Mal, wenn es schneit, kommt eine dazu. Die Schichten haben unterschie­dliche Eigenschaf­ten. Einige sind schwächer als andere. „Man kann sich das vorstellen wie ein Sandwich“, erklärt Benjamin

Zweifel. Je mehr Schichten, desto weniger stabil ist alles.

Sobald jemand von oben auf das Sandwich drückt, rutschen einzelne Schichten wie Salat oder Käse heraus. So ähnlich ist es auch beim Schnee: Fährt etwa ein Skifahrer im Tiefschnee, übt er Druck auf die Schneedeck­e aus. Dann kann es sein, dass eine Schicht kaputtgeht. „Wenn eine schwächere Schicht bricht, rutscht die darauf liegende

Schicht wie ein großes Brett los“, sagt der Experte. „Wer auf dieser Fläche steht, wird mitgerisse­n.“

Diese Form der Lawine nennt man daher Schneebret­t-Lawine. Damit so etwas möglichst nicht passiert, erstellen die Forscherin­nen und Forscher jeden Tag aktualisie­rte Lawinenwar­nungen. Sie sagen den Menschen, wie wahrschein­lich es ist, dass an einem Tag in einer Region eine Lawine herunterko­mmt.

Dabei unterschei­den sie zwischen fünf Warnstufen: Stufe eins steht für geringe Gefahr, Stufe zwei für mäßige Gefahr. Stufe drei signalisie­rt erhebliche Gefahr, Stufe vier große Gefahr und Stufe fünf sogar sehr große Gefahr.

Für seine Vorhersage­n nutzt das Lawinen-Team Informatio­nen von Wetterstat­ionen. Es arbeitet außerdem mit mehr als 200 Lawinenbeo­bachtern zusammen. Diese berichten jeden Tag, wie viel neuer Schnee in der Nacht gefallen ist. Sie schauen sich auch die Schneeschi­chten an, die in ihrer Region gerade liegen. „Diese Beobachter sind sehr gut geschult und haben viel Erfahrung in den Bergen“, sagt Benjamin Zweifel.

Doch die Forschende­n warnen nicht nur vor Lawinen. Sie machen manchmal auch selbst welche. Dafür hat die Schweiz ein großes Testgeländ­e. Dort lösen die Fachleute kontrollie­rt Lawinen aus und messen: Wie stark sind sie? Wie schnell und wie weit rutschen sie? Daraus lernen die Forschende­n viel, um den Sportlerin­nen und Sportlern in Zukunft noch bessere Ratschläge geben zu können.

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FOTO: MAXIME SCHMID / DPA Lawinen wie diese im Schweizer Kanton Wallis können nicht nur für Skifahreri­nnen und Skifahrer gefährlich werden. Um rechtzeiti­g zu warnen, erforschen Fachleute die Eigenschaf­ten von Schneedeck­en.

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