Warum eine Jenaer Studie Fragen offen lässt
Forscher sehen einen Zusammenhang zwischen Impfquote und Todesrate. Belegt ist er noch nicht
Jena. „Starker statistischer Zusammenhang zwischen der Covid-19Impfquote und der Übersterblichkeit“, heißt es am Donnerstag in einer Presseerklärung der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Mit einer vergleichsweise hohen Impfquote gehe eine vergleichsweise niedrige Übersterblichkeit einher, lassen sich erste Ergebnisse zusammenfassen.
Der Nachweis eines kausalen Zusammenhangs fehle noch, schränkt der Jenaer Professor Thomas Wöhner am Freitag ein. Die Korrelation sei erkennbar. Vertiefende Datenauswertungen und Berechnungen sollen in den nächsten Wochen die Kausalität belegen.
Der Bereich Wirtschaftsinformatik wertete Daten des Statistischen Bundesamtes vom 11. Januar aus, wonach 2021 erstmals seit 1946 in Deutschland binnen Jahresfrist mehr als eine Millionen Menschen gestorben sind. Die Bundesquote der Übersterblichkeit zum Mittel der Jahre 2017 bis 2020 liegt nach vorläufigen Angaben der amtlichen Statistiker bei sieben Prozent.
Die Jenaer Forscher untersuchten konkret Impfquote und Übersterblichkeit bezogen auf die einzelnen Bundesländer. Verglichen wurden die Sterbefälle der Jahre 2016 bis 2021, wobei sie das Jahr 2020 wegen der strengen Kontaktbeschränkungen „als nicht repräsentativ“ausklammerten. Zudem werteten sie jeweils nur die ersten 48 Wochen eines jeden Jahres aus, weil für das Jahr 2021 nur bis zur 48. Woche Daten verfügbar waren.
In Bremen liegt die Übersterblichkeit lediglich bei 1,44 Prozent, wobei knapp 81 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. In Sachsen mit der niedrigsten Impfquote beträgt die Übersterblichkeit 14,7 Prozent und in Thüringen sogar 16 Prozent.
Die Berechnungen seien nachvollziehbar, sagt Thomas Bauer vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Der Professor betont, dass eine Korrelation kein kausaler Zusammenhang sei. Dieser müsste „mit einem erheblichen Mehraufwand nachgewiesen“werden. Aus seiner Sicht ist Übersterblichkeit kein guter Indikator für die Folgen einer Pandemie. Die 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz in Verbindung mit der Impfquote würde robuste Daten liefern.
Bauer hatte im Dezember den Versuch der Kleinstpartei „Bürger für Thüringen“, die Übersterblichkeit als Folge von Corona-Impfungen zu erklären, als „Unstatistik des Monats“entlarvt.