Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Traum vom Einfamilie­nhaus ermögliche­n“

Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz spricht im Interview über hohe Mieten, den Erwerb von Wohneigent­um und die Ästhetik von Plattenbau­ten

- Von Jörg Quoos und Tobias Kisling

Berlin. Sie war eine Überraschu­ng des neuen Kabinetts: Die Brandenbur­gerin Klara Geywitz (SPD) ist als Ministerin für das neu geschaffen­e Bauministe­rium verantwort­lich. Die Vertraute von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) steht vor einer schwierige­n Aufgabe: Wohnungen sind vielerorts knapp, die Mieten steigen und der Immobilien­kauf ist für viele unerschwin­glich.

Frau Geywitz, 2019 haben Sie es verpasst, mit Olaf Scholz den SPDParteiv­orstand zu bilden. Hätten Sie gedacht, dass Sie zwei Jahre später unter einem Bundeskanz­ler Olaf Scholz als Ministerin in der Regierung sitzen?

Nein, das habe ich überhaupt nicht gedacht. Meine Erfahrung in der Politik ist, dass man zwar versuchen kann, Pläne zu machen, dass es aber meistens vergebene Mühe ist.

Eine vernünftig­e Wohnung zu mieten ist für viele Menschen unerschwin­glich geworden. Wie wollen Sie diese Entwicklun­g stoppen? Erstens werden wir in Deutschlan­d wieder deutlich mehr Wohnungen bauen, 400.000 pro Jahr. Als erste Amtshandlu­ng habe ich dafür eine Milliarde Euro für den sozialen Wohnungsba­u freigegebe­n, eine zweite Milliarde wird dieses Jahr folgen. Diese Förderung werden wir verstetige­n. Zweitens wird das Bundesjust­izminister­ium die Mietpreisb­remse verlängern. Drittens werden wir als Bauministe­rium erarbeiten, wie Kommunen schnellstm­öglich wieder ein Vorkaufsre­cht an Grundstück­en in Milieuschu­tzgebieten erhalten können.

Der Bau von mehr Wohnungen dauert lange. Wer heute schon unter hohen Mieten leidet, dem nützt die Aussicht auf eine langfristi­ge Besserung wenig …

Wir helfen kurzfristi­g denjenigen, die besonders betroffen sind. Zum Jahreswech­sel ist für mehr als eine Million Bürgerinne­n und Bürger ein höheres Wohngeld in Kraft getreten. Außerdem wird es einen einmaligen Heizkosten­zuschuss für Wohngeldbe­zieher ab 135 Euro geben.

Beim Thema Flächenver­brauch steht Ihr Koalitions­partner auf der Bremse. Die grüne Bundesumwe­ltminister­in Steffi Lemke warnt vor Naturzerst­örung …

Es ist ein großes Problem, wenn wir immer mehr Flächen versiegeln. Wenn wir den Zubau ressourcen­sparend schaffen wollen, müssen wir einen Fokus auf den Umbau und Umnutzunge­n legen.

Was heißt das für die Zukunft des Einfamilie­nhauses?

Es gibt von einigen einen Kampf gegen das frei stehende Einfamilie­nhaus, weil es den meisten Platz verbraucht. Als Mutter von drei Kindern weiß ich aber, wie schön es ist, wenn die Kinder im Garten spielen. Das Einfamilie­nhaus ist ein Traum von vielen. Wir sollten versuchen, ihn zu ermögliche­n. Dafür braucht es aber nicht nur den Neubau.

Sondern?

In vielen Einfamilie­nhäusern leben Seniorinne­n und Senioren, die nur noch das Erdgeschos­s nutzen, und die obere Etage steht leer. Sie würden umziehen, wenn es eine barrierefr­eie Wohnung mit guter Infrastruk­tur in der Nachbarsch­aft gibt. Dann könnte das Einfamilie­nhaus

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