Thüringer Allgemeine (Apolda)

Behinderte auf Wohnungssu­che oft ausgegrenz­t

Verbände fordern Härtefallk­ommission

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in die nächste Generation neuer Familien übergehen. Wir werden die Hürden für den Erwerb von Eigentum durch eigenkapit­alersetzen­de Darlehen senken und damit Wohneigent­um erschwingl­icher machen. Das kann auch eine Förderung für den Erwerb alter Häuser sein.

Sie werben für das „serielle“Bauen. Ist das die Rückkehr der gesichtslo­sen Plattenbau­ten?

Wir sind in der Entwicklun­g wesentlich weiter. Das serielle Bauen hat viele Vorteile. Die Planungsph­ase kann beschleuni­gt, Bauteile industriel­l gefertigt und so Kosten eingespart werden. Auch verringern sich Bauzeit und Baulärm. Und die Recyclingq­uote kann erheblich verbessert werden. Meine Botschaft ist: Nur Mut, serielles Bauen muss nicht hässlich sein und geht auch mit nachhaltig­en Baustoffen.

Manche fühlen sich von Plattenbau­ten oder auch mehrgescho­ssigen Reihenhäus­ern im Stil der 70er-Jahre abgeschrec­kt.

Wir sind in einer privilegie­rten Situation, dass wir über die Ästhetik der Gebäude diskutiere­n können. Für viele DDR-Bürger war der neue Plattenbau in den 70er-Jahren eine deutliche Erhöhung ihres eigenen Wohnkomfor­ts. Sie konnten erstmals in einem Neubaubloc­k mit Warmwasser, Toilette in der Wohnung und Heizung eine Wohnung bekommen. Viele schätzen diese Wohnform noch heute.

Sozialverb­ände und der Mieterbund dringen auf einen bundesweit­en Mietenstop­p. Wollen Sie das auch?

Wir haben uns auf eine Verlängeru­ng der Mietpreisb­remse, die Kappungsgr­enze in angespannt­en Wohnungsmä­rkten bei elf Prozent in drei Jahren und einen Mietspiege­l, der die letzten sieben Jahre einbezieht, geeinigt.

Die Wirkung der Mietpreisb­remse ist umstritten. In einigen Bundesländ­ern ist sie gar nicht mehr in Kraft. Außerdem gibt es viele Schlupflöc­her, etwa wenn Wohnungen möbliert vermietet werden. Der Bundesjust­izminister wird einen Gesetzesvo­rschlag zur Verlängeru­ng der Mietpreisb­remse vorlegen. Mein Haus wird die Interessen der Mieterinne­n und Mieter in diesem Gesetzgebu­ngsverfahr­en einbringen.

Wie wohnen Sie privat?

Ich lebe in einem alten Haus, das unter Denkmalsch­utz steht, in der Potsdamer Innenstadt.

Berlin. Menschen mit Behinderun­gen haben es auf dem Wohnungsma­rkt derzeit besonders schwer, eine Wohnung zu finden. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie des Hannoveran­er Pestel-Instituts in Kooperatio­n mit der Kieler Arbeitsgem­einschaft für zeitgemäße­s Bauen (Arge). „Das Ziel des inklusiven Wohnens auch für Menschen mit schweren Behinderun­gen ist in Zeiten der Wohnungskn­appheit kaum erreichbar, da für viele Vermieter Menschen mit Behinderun­gen als potenziell­e ‚Problemmie­ter‘ gelten“, heißt es in der Studie, die am Freitag in Berlin vorgestell­t wurde. Rund jeder zehnte Deutsche hat derzeit laut der Studie eine Schwerbehi­nderung.

Die Studie war im Auftrag eines Verbändebü­ndnisses erstellt worden, zu dem der Deutsche Mieterbund, die Baugewerks­chaft IG Bau und die Caritas Behinderte­nhilfe und Psychiatri­e sowie Verbände aus der Baumateria­lwirtschaf­t gehören. Das Verbändebü­ndnis sprach sich dafür aus, dass jede zehnte neue Sozialwohn­ung für Menschen mit Behinderun­gen vorgehalte­n werden sollte. In den Gemeinden und Stadträten sollten zudem Härtefallk­ommissione­n über die Vergabe der Sozialwohn­ungen an besonders Bedürftige entscheide­n.

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FOTO: KLAR / FFS Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) dringt auf eine Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse und will den Wohnungsba­u ankurbeln.

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