Zehn Euro pro Mitglied
CDU-Fraktion fordert in der Haushaltsdebatte, den Sport in Thüringen stärker zu stützen
Erfurt. Geht es nach Michael Schneider, griffen Hilfen des Landes für den Breitensport lieber heute als morgen. Der Finanzwart des SV Wartburgstadt Eisenach ist dabei, alle Fraktionen anzuschreiben, um seine Sorgen anzubringen. Obzwar der Nachwuchs im Gegensatz zum Lockdown 2020 trainieren kann, sind viele Probleme von einst aktuell. Fehlende Hallenkapazitäten, Einschränkungen, steigender Aufwand, sinkende Mitgliederzahl: „Bei uns wiederholt sich, was zuvor passiert war“, so Schneider. Im Hallensport hielte die 2G-plus-Regel den Abwärtstrend in Gang. Von 750 Mitgliedern ging es auf 650 in dem Mehrspartenverein herab, aktuell sind es noch knapp über 600.
Die Beiträge sinken, die Kosten steigen. Allein durch vorgeschriebene Testungen für Erwachsene. Kurz vor Ende des Jahres hat der Verein rund 600 Tests geordert. Bleibt die Testpflicht länger, fürchtet Schneider, dass sie kaum bezahlbar bliebe.
Er hofft, dass die Politik hilft. Sie arbeitet daran. Nach dem Vorstoß im alten Jahr drängt die CDU-Fraktion darauf, ein umfangreiches Hilfspaket für den Sport in den Landeshaushalt einzubringen. Wie Thadäus König als sportpolitischer Sprecher erklärte, setzen die Christdemokraten unter anderem bei dem Mehraufwand für Hygienemaßnahmen an. Ein entsprechender Fonds soll eine halbe Million Euro fassen. Pauschal 150 Euro könnten an jeden der etwa 3300 Vereine fließen.
Der Zuschuss bildet für die CDU einen Teil eines rund vier Millionen Euro schweren Fördertopfes, der den Re-Start erleichtert und Mitgliedergewinnung belohnt. Angelehnt an rund 350.000 organisierte Sportwann im Freistaat nimmt die Fraktion den Neustart-Bonus von zehn Euro pro Mitglied in die Haushaltsdebatte, gepaart mit einem 100-Euro-Bonus für jede Trainerlizenz. Macht in Summe 4,1 Millionen Euro.
Der Landessportbund (LSB) unterstützt Forderungen im Sinne des Sports. Erst am Mittwoch hat sich die LSB-Spitze mit einem Schreiben an die Fraktionen gewandt, um die Notwendigkeit einer Förderung coronabedingter Mehraufwendungen anzubringen. Der LSB übernähme den Verwaltungsaufwand.
Im vergangenen Herbst machte sich die CDU schon für einen Neustart-Bonus stark. Die Umsetzung scheiterte, weil es zu keiner Umwidmung nicht abgerufener Mittel aus dem Fonds für semiprofessionelle Sportvereine gekommen war. Das beklagt der LSB. Von sieben Millionen Euro, die 2021 für verschiedene Bereiche zur Unterstützung des Sports beschlossen worden waren, sei kein Euro dort angekommen.
„Das vielfältige und unbezahlbare Engagement darf nicht länger als selbstverständlich und kleinbürgerliche ‘Heimatduselei’ abgetan werden“, heißt es im Haushaltspapier der CDU. Sie fordert darüber hinaus ein umfangreiches Maßnahmen-Paket für den Sport.
Neben Hilfen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie will die CDU Mittel zur Verbesserung der Infrastruktur um fünf Millionen Euro erhöhen. Investition in gemeindeeigenen Sportanlagen sollen darunter von sieben auf zehn Millionen Euro wachsen. Der Zuschuss für Investitionen in vereinseigene Anlagen soll ebenso steigen. Statt 900.000 Euro, mit denen der LSB Projekte fördert, fordern die Christdemokraten zwei Millionen Euro.
Das Mehr begründen CDU wie LSB mit massivem Anstieg an Baukosten, aber auch mit dem Sanierungsstau. „Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, der sieht, dass Bedarf da ist“, sagt König. Er drängt auf rasche Einigung. Das Geld soll fließen, wenn es die Clubs brauchen. Anfang Februar könnte der Haushalt beschlossen werden.