Ass für Medizintechnik-Forschung
Erfurt als Zentrum eines Verbundes von Fraunhofer-Instituten mit ostdeutschen Kliniken
Erfurt. In Erfurt soll ein europäischer Leuchtturm bei der Forschung für die Medizintechnik und Digitalisierung der Medizin etabliert werden. Das Fraunhofer-Zentrum für Mikroelektronische und Optische Systeme für die Biomedizin (MEOS) könnte sich in dem Sinn zu einem „Nukleus für die Fraunhofer-Zentren für medizinische Diagnostik“entwickeln, wie es Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, formulierte. Neugebauer war eigens nach Erfurt gekommen, um dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider (SPD), das Vorhaben vorzustellen.
Um ein solches Medizin-Innovationshub Ostdeutschland zu bilden, strebe die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihren Instituten in Jena, Dresden, Leipzig und dem MEOS als künftige Zentrale eine enge Kooperation mit Krankenhäusern in Osten der Republik an. Genau hier gehe Erfurt voran, denn bereits bestehe eine Zusammenarbeit mit dem Helios-Klinikum. Die Anknüpfung an die Wirtschaft sei wiederum nahezu über die Straße möglich, sind doch am MEOS-Standort in ErfurtSüdost auch Spitzenfirmen der Mikroelektronik angesiedelt.
Bei einem Rundgang durch die Forschungsstätte demonstrierten Mitarbeiter bereits erste Projekte. So stellte Jessy Schönfelder ein Gerät für die Ionenmobilitätsspektronomie vor. Das ist eine DiagnoseGerät, bei der über die Analyse von Atemluft bestimmte Hinweise auf Erkrankungen – etwa auch Krebs – gefunden werden können. Was es von der Technologie her bereits „in
Kühlschrankgröße“gebe. Ziel sei es aber kompakte Technik serienreif zu entwickeln, die in Arztpraxen und Kliniken zum Einsatz kommen könnten.
Innovative Geräte zur Diagnostik oder Tumor-Therapie
Um die Verkleinerung der Technik ging es auch einem Mikroskop, das Jürgen Hess demonstrierte. Dieses Gerät arbeitet mit Mikrooptiken und in Anlehnung an Insektenaugen. Die vielen Bilder werden dann per Computer zusammengesetzt. Hier sei es Ziel, eine kleine Bauweise zu erreichen, dass das Mikroskop beispielsweise in andere medizinische Geräte wie Inkubatoren eingebaut werden und so in Echtzeit Bilder liefern könnte. Die optischen
Mikro-Bauelemente wurden beim Verbundpartner, dem „FraunhoferInstitut für Angewandte Optik und Feinmechanik Jena“, entwickelt und gebaut.
Die bestehende Kooperation zwischen MEOS und Helios-Klinikum Erfurt war das dritte Beispiel. Dabei geht es um den Einsatz spezieller Laser-Mikroskope zur Erkennung von Krebszellen in Echtzeit während einer Operation. So demonstrierte Peter Reinig vom Partner „Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme Dresden“eine Technologie, mit der per Laser bei Gewebeproben Tumorzellen und gesundes Gewebe dargestellt werden. Und, wie Reinig sagte, es sei das ganz große Ziel, womöglich stärkere Laser zeitgleich auch für die Tumor-Entfernung zielgenau einzusetzen.
Vom Ostbeauftragten der Bundesregierung erwartet FraunhoferPräsident Neugebauer Rückenwind für das Vorhaben, den Forschungsstandort Osten massiv zu stärken. Wenn es nun darum gehe, das sogenannte 4D-Konzept umzusetzen, sei Erfurt bestens aufgestellt, weil schon drei der D’s hier eine Rolle spielten. Die 4D stehen für die vier Komponenten innovativer Behandlungsansätze: „Devices“(Medizingeräte zur Applikation oder Therapie), „Diagnostics“(Methoden zur Krankheitserkennung) und „Data“(hoch-dimensionale klinische und molekulare Daten). Nur die Forschung bei „Drugs“(neuartige Wirkstoffe), wäre hier außen vor.
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