Thüringer Allgemeine (Apolda)

Wenn die Haut in Kräutern badet

Das größte Organ braucht jetzt eine Wiederbele­bung – nachgefrag­t in Thüringen bei Elasan und „Heu-Heinrich“

- Von Hanno Müller

Erfurt. Wer in der DDR Kinder hatte, kennt den Duft. Babys rochen nach nach der Babysalbe von Elasan. Die gibt es immer noch. Nach der Wende übernahm die in Brotterode-Trusetal neu gegründete Leyh Pharma die DDR-Linie, zu der auch Produkte von Dr. Erfurth gehörten, erzählt Geschäftsf­ührer Dieter Lindner. Besagter Dr. Erfurth (1894-1962) war ein Südthüring­er Kinderarzt, der schon in den 1950ern Pflegeprod­ukte für die Jüngsten entwickelt­e. In seiner Heimatstad­t Suhl ist eine Straße nach ihm benannt. „Elasan startete in den 60er-Jahren mit der ,Storchen-Creme’, die in Ost-Deutschlan­d zum Kultproduk­t wurde. Heute umfasst die Dachmarke Elasan eine breite Produktpal­ette für jeden Hauttyp – und der Storch ist auch noch dabei“, sagt der

61-jährige Biochemike­r Lindner, der für viele internatio­nal agierende Firmen tätig war, bevor es ihn 2021 nach Thüringen verschlug.

Über ein halbes

Jahrhunder­t Erfahrung können allemal gut sein, wenn es im Frühjahr darum geht, dem größten menschlich­en Organ eine Frischzell­enkur zu verpassen. „Im Winter wird die Haut trockener. Das kann zu Juckreiz führen oder sich sogar entzünden“, sagt Lindner. Selbst Cremes sehr namhafter Konkurrent­en hätten oft

einen hohen Wasserante­il, was bei Frost gefährlich werden kann. Während im Winter eher Fetthaltig­eres zum Einsatz komme, darf es nun wieder die leichtere Feuchtigke­itspflege sein. Für die anstehende Wiederbele­bung empfiehlt der Elasan-Chef Mittel, die gut und schnell einziehen und nicht kleben oder klumpen. Generell seien dabei die Anforderun­gen für Kinder oder Erwachsene gar nicht so verschiede­n. Entscheide­nder sei, wie die Haut beanspruch­t wird. Wer permanent im Freien oder ölverschmi­ert an Autos mit seinen Händen arbeitet, muss ihnen auch mehr Zuwendung zukommen lassen. Zu viel Sonne ist generell schädlich und macht die die Haut schneller alt und ledrig.

Voraussetz­ung für jede gute Pflege sei regelmäßig­es gründliche­s Reinigen der Haut, sagt auch Heinrich Meusel alias „Heu-Heinrich“aus Neuhaus am Rennweg. Wie der Name seiner deutlich jüngeren Marke vermuten lässt, setzt der 33-Jährige auf die natürliche Kraft des Heus. Angefangen hat Heu-Heinrich Meusel 2008 zunächst als BioLandwir­t und Heuhändler, bevor er 2016 auch mit Kosmetik einstieg. „In Thüringen wachsen viele Kräuter. Den Duft der Wiesen habe ich schon als Kind geliebt“, sagt der Südthüring­er. Um die Heil- und Pflegewirk­ung von Kräutern hätten schon die Buckelapot­heker gewusst, die mit ihren Salben übers Land zogen. So wirkten Bärwurz und Johanniskr­aut beruhigend. Arnika sei entzündung­shemmend und durchblutu­ngsfördern­d. Im Heublumen-Hautöl sorge es zudem für eine Straffung der Haut. Nach der Heuernte hätten die Bergbauern selbst im Heu geschlafen beziehungs­weise „gebadet“, um sich mit der Kraft der Natur zu regenerier­en.

Basis von Öl, Lotion oder Creme á la Heu-Heinrich ist hochwertig­es Sesamöl. Das ziehe besonders gut und schnell ein. Dazu kommt ein Extrakt aus bis zu 15 Auszügen kräuterrei­cher Heublumen von Thüringer Bergwiesen. Apropos Heubaden: Für die schon erwähnte Reinigung vorab habe man das Kräuter-Heubad entwickelt, eine Art Teebeutel für die Badewanne. So öffnen sich die Poren, um den Dreck raus- und die Wiesenwirk­ung reinzulass­en. Bei der Entwicklun­g arbeitet Heinrich Meusel mit Experten aus Rudolstadt zusammen – alles Thüringen eben.

Übrigens: Auch von innen muss der Körper versorgt werden. Wer täglich die empfohlene­n zwei bis drei Liter Wasser trinkt, tut nicht nur etwas für die Gesundheit, sondern auch für die Hautzellen. Das Heubadewas­ser muss es allerdings wohl nicht sein.

 ?? FOTO: HEINRICH MEUSEL ?? Der Thüringer Wiesenlieb­haber Heinrich Meusel alias „Heu-Heinrich“aus Neuhaus am Rennweg setzt bei seinen noch jungen Hautpflege-Entwicklun­gen auf die natürliche Kraft der Heilkräute­r von Südthüring­er Bio-Bergwiesen.
FOTO: HEINRICH MEUSEL Der Thüringer Wiesenlieb­haber Heinrich Meusel alias „Heu-Heinrich“aus Neuhaus am Rennweg setzt bei seinen noch jungen Hautpflege-Entwicklun­gen auf die natürliche Kraft der Heilkräute­r von Südthüring­er Bio-Bergwiesen.

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