„Obertrottel“kostet Mann 2100 Euro
Bad Lobensteiner hatte Ramelow beleidigt
Bad Lobenstein.
Teuer zu stehen kommt einem 62-Jährigen aus dem Saale-Orla-Kreis seine offenbar zügellose Wut auf staatliche Maßnahmen während der Pandemiezeit. Auf einem Schild an seinem Grundstück hatte er namentlich Politiker übel beleidigt.
Es dürfte äußerst unwahrscheinlich gewesen sein, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) oder Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) jemals die Absicht hatten, das private Grundstück des Dittersdorfers aufzusuchen. Trotzdem stellte der Bauingenieur ein Schild auf, mit dem er einem bestimmten Personenkreis „Hausverbot“aussprach. Dazu zählten alle mit „Söder-Windel“im Gesicht sowie sämtliche Mitglieder der Thüringer Regierung einschließlich „Obertrottel Ramelow“. Merkel attestierte er auf einem Schild, „gehirnamputiert“zu sein.
Im Januar 2021 stand das Schild für jeden einsehbar und wurde erst entfernt, nachdem diese Redaktion darüber berichtet hatte. Es wurden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Der Ministerpräsident stellte Strafantrag, weil er eine Herabwürdigung seiner Person und des Amtes sah. Per Strafbefehl wurde der Dittersdorfer wegen Beleidigung zu 2100 Euro Geldstrafe verurteilt. Dagegen legte er Einspruch ein.
So kam es zum Prozess am Amtsgericht in Bad Lobenstein. „Das Schild stand da, keine Frage“, räumte er über seinen Verteidiger ein. Gericht und Staatsanwaltschaft widersprachen der Verteidigungsstrategie, wonach die Beleidigung von der Meinungsfreiheit gedeckt sein könnte. „Man kann kritisieren, auch heftig“, stellte der Vorsitzende Richter klar, „aber solche Beleidigungen muss sich niemand bieten lassen“. Mehrmals beriet sich der Angeklagte mit dem Verteidiger nach dem Hinweis des Gerichts, dass wegen der guten Einkommenssituation mit bis zu 7000 Euro eine deutlich höhere Strafe drohe.
Ein unbeschriebenes Blatt ist der Angeklagte nicht: Acht Vorstrafen, teils mit Freiheitsentzug, weist das Bundeszentralregister aus. Er zog letztlich seinen Einspruch zurück