Thüringer Allgemeine (Apolda)

Neues Bergwerk im Eichsfeld geplant

Südharz Kali GmbH kommt bei Probebohru­ngen gut voran. Kutec startet Auswertung der ersten Bohrkerne

- Von Bernd Jentsch

Worbis. Es gleiche fast schon einem Wunder, dass er dreißig Jahre nach dem Kampf um den Erhalt des Kaliwerkes Bischoffer­ode gemeinsam mit Gerhard Jüttemann an einem Ort stehe, an dem ein neues Kaliwerk entstehen könnte. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) war ins Eichsfeld gekommen, um sich über den Stand der Probebohru­ngen zu informiere­n.

„Wir zeigen ihnen die Anlage und erläutern ihnen auch die technische­n Daten“, kündigte der Geschäftsf­ührer der Firma Südharz Kali GmbH, Chris Gilchrist, zum Auftakt des Besuches an. Man wolle an dieser Stelle bis in eine Tiefe von 801 Metern bohren, erläuterte Gilchrist. Derzeit sei man bereits bei 720 Metern angekommen und erwarte am Abend die ersten Bohrköpfe aus der geplanten Tiefe.

Die ersten Ergebnisse von Bohrungen an anderer Stelle hätten die bekannten Qualitäten der Lagerstätt­e von Erkundungs­bohrungen vor 100 Jahren bestätigt, zeigte sich Gilchrist zufrieden.

Die Proben aus den Bohrköpfen werde man in den nächste drei bis vier Wochen gemeinsam mit der Firma Ercosplan aus Erfurt auswerten, bestätigte der Geschäftsf­ührer der Sondershäu­ser Kutec Salt Technologi­es AG Heiner Marx. Er rechne mit positiven Ergebnisse­n dieser Untergrund­untersuchu­ngen, denn die Lagerstätt­en seien bereits in DDR-Zeiten getestet und als Reservefel­der

für die damaligen Bergwerk vorgesehen gewesen.

Heiner Marx rechnet auch bei den anstehende­n Genehmigun­gsverfahre­n für ein neues Bergwerk nicht mit Problemen. Die Vorgaben des Umweltmini­steriums, ein Bergwerk ohne feste oder flüssige Rückstände

zu errichten, könne man mit einem neuen Verfahren erreichen.

Selbst in DDR-Zeiten hätten die Bergwerke über viele Jahre den Versatzsto­ff in die Gruben zurückgebr­acht, sagte der Geschäftsf­ührer der Firma Ercosplan Henrs Rauche. Erst in den sechziger Jahren hätte die Staatsführ­ung aus Kostengrün­den die Errichtung von Halden über Tage angeordnet.

Das einstige Bergwerk Bischoffer­ode sie vor dreißig Jahren ein Symbol dafür gewesen, wie man nach der deutschen Wiedervere­inigung mit den Menschen im Osten umgegangen sei, erinnerte Ramelow an den erfolglose­n Arbeitskam­pf der Kalikumpel damals. Eine Grubenlamp­e des einstigen Werkes „Thomas Müntzer“stehe heute in seinem Büro, so der Regierungs­chef.

Man habe sich natürlich im Vorfeld mit der Geschichte des Bergbaus in der Region beschäftig­t, erläuterte Chris Gilchrist. „Wir haben die positiven und die negativen Aspekte der Geschichte betrachtet“, sagte Gilchrist. Derzeit sei man bereits dabei ein Büro in Erfurt einzuricht­en, kündigte Gilchrist an. „Wir werden eine Thüringer Firma“, sagte Gilchrist. Natürlich werde man auch die Arbeitskrä­fte für ein geplantes neues Bergwerk aus der Region einstellen.

Zunächst stehe jetzt eine Machbarkei­tsstudie auf der Basis der erfolgten Probebohru­ngen an, erläuterte Babette Winter, Regionalma­nagerin für Deutschlan­d der Südharz Kali GmbH, das weitere Vorgehen. Damit will das australisc­he Unternehme­n dann weitere Geldgeber für den Bau einer Fabrik gewinnen. Danach werde man dann die notwendige­n Genehmigun­gsverfahre­n einleiten. Bis tatsächlic­h ein neues Bergwerk im Eichsfeld in Betrieb gehen kann, werden nach Einschätzu­ng von Winter allerdings noch mindestens vier bis fünf Jahre vergehen.

Ein Zeitplan, den einige Experten aus der Branche sogar für ausgesproc­hen ehrgeizig halten. Man solle lieber mit sieben oder acht Jahren rechnen, hieß es gestern.

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FOTO: BERND JENTSCH Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) und der Geschäftsf­ührer der Kali Südharz GmbH Chris Gilchrist (rechts) am Ort der Bohrung im Ohmgebirge bei Worbis.

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