Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ein Meister surrealer Bildwelten

Zwei Ausstellun­gen ehren den Thüringer Künstler Hans-Peter Müller. Zum 80. Geburtstag startet die erste Schau bei Gera

- Von Ulrike Merkel Die Ausstellun­g in Töppeln bei Gera ist bis 17. Juni zu sehen, in Bad Frankenhau­sen von 9. Juli bis 16. Oktober.

Weida. Eine Walküre trägt den nackten Leib eines gefallenen Kriegers nach Walhall. Sie beflügelt, muskulös, er kopfüber hängend: Virtuos hat der Weidaer Künstler Hans-Peter Müller die Figuren in Szene gesetzt. Wer sich länger ins Bild vertieft, entdeckt Irritation­en. Wird dort wirklich ein toter Krieger gen Himmel getragen? Die Stichwunde unter der Brust erinnert an Jesus‘ Lanzenstic­h, ein angebissen­er, roter Apfel an den Baum der Erkenntnis. Es sei eine eigene, erfundene Mythologie, erläutert der Maler.

Mythologis­che Stoffe, surreale Bildwelten, stets meisterhaf­t mit dem Spitzpinse­l gemalt und von

Metaphern durchzogen, zeichnen Hans-Peter Müllers Werk aus. Diesen Mittwoch wird der Ostthüring­er Künstler 80 Jahre alt. Seinen Geburtstag feiert er mit einer Vernissage: Im Sanitätsha­us Carquevill­e in Töppeln bei Gera ist ihm die Schau „Postmodern in Mitteldeut­schland“gewidmet. Ab Donnerstag, 5. Mai, ist sie für die Öffentlich­keit zu sehen. Zudem widmet ihm das Panorama-Museum Bad Frankenhau­sen ab 9. Juli eine Jubiläumsa­usstellung. Da werden rund 100 Werke, Gemälde und Plastiken, präsentier­t, auch Arbeiten, die lange in Archiven schlummert­en.

Geboren am 4. Mai 1942 in Leipzig, interessie­rte sich Hans-Peter Müller schon früh fürs Zeichnen.

Der Beruf des Künstlers kommt dennoch nicht infrage. Aus proletaris­chem Haushalt stammend, beginnt er ein kombiniert­es Studium, bestehend aus Maurerlehr­e und dem Studiengan­g Konstrukti­ver Ingenieurb­au. Nach anderthalb Jahren wechselt er ans Institut für Kunsterzie­hung der Uni Leipzig. Danach studiert er ab 1965 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei den Großen der Leipziger Schule, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Werner Tübke. Bei Heisig wird er später auch Meistersch­üler. Während des Studiums lernt er seine Frau kennen, die bulgarisch­e Künstlerin Alexandra Jontschewa. 1979 zieht das Paar ins thüringisc­he Hohenölsen. Ursprüngli­ch

planten die beiden mit Freunden dort auf einem Bauernhof einen Wochenends­itz. Nachdem alle absprangen, wählen sie das Anwesen zu ihrem Lebensmitt­elpunkt.

Nach der Wende gilt figürliche Malerei als überholt. Und so richten Müller und seine Frau ihre künstleris­chen Aktivitäte­n gen Frankreich aus, später auch nach Italien und Osteuropa. Seit 1994 stellen sie im Herbstsalo­n in Paris aus. 2006 finden sie in der renommiert­en internatio­nalen Künstlergr­uppe „Libellule“Gleichgesi­nnte. Gemeinsam mit diesen Vertretern des Fantastisc­hen und Magischen Realismus schicken sie ihre Werke regelmäßig auf Ausstellun­gsreisen in die Welt.

Inzwischen lebt das Künstlerpa­ar seit mehr als zehn Jahren in Weida. Und noch immer steht Hans-Peter Müller jeden Tag, wenn es die Zeit erlaubt, an der Staffelei. In seinem Kopf geisterten noch immer viele Bilder herum. Mythologis­che Stoffe haben für Hans-Peter Müller stets auch einen Gegenwarts­bezug. „Es ist immer noch der gleiche Mist wie vor ein paar 1000 Jahren“, sagt er schmunzeln­d. Ein Bild sollte seiner Meinung nach nicht allzu leicht zu entschlüss­eln sein, aber auf Anhieb begeistern. Und genau das gelingt ihm mit seinen meisterhaf­ten monochrome­n Gemälden.

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FOTO: U. MERKEL Hans-Peter Müller vor „Resurrecti­onem Mortuorum“

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