Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Wir berühren die Seelen“

City geht auf die letzte Runde und macht dabei auch Station in Thüringen

- Von Gerald Müller Nächste Termine: City gastiert am Fr., 20. Mai, und Sa., 10. Dezember, in Erfurt und am Do., 24. November, in Gera.

Erfurt/Gera. Er gehörte vor fünfzig Jahren zu den Gründungsm­itgliedern von City: Fritz Puppel, Gitarrist der Band, die vom 8. Mai an – Start in Leipzig --- mit den Rock-Legenden unterwegs ist und ab Juli allein auf Abschiedst­ournee geht. Wir sprachen mit Fritz Puppel (77) über „Die letzte Runde“– so auch der Name des neuesten Albums.

Bei den Konzerten mit den Rocklegend­en ist „Maschine“von den Puhdys dabei. Er hatte mal erzählt, dass Sie sich jede Woche in Berlin treffen. Ist das noch so?

Zumindest nehmen wir uns das immer vor und kriegen das auch meistens mit einem Treff beim Italiener hin. Wir kennen uns ja schon aus der Jugendclub­zeit, haben auch zusammen in einer Band gespielt und sind wirklich dick befreundet.

City kriegt im Gegensatz zu den Puhdys das 50-jährige Jubiläum bestens hin...

Ja, aber zum Streit bei den Puhdys sage ich nichts. Ich freue mich viel mehr, dass wir so lange durchgehal­ten haben. Obwohl auch wir mal Unstimmigk­eiten hatten. Doch wir sind kein Zweckverba­nd, wissen viel von jedem Einzelnen, letztlich haben wir uns mit enormer Leidenscha­ft immer wieder zusammenge­rauft.

Stört Sie der Begriff Ostrock? Überhaupt nicht. Er hat eine geografisc­he Bedeutung und steht auch für Lebensgefü­hl. Britpop ist ja auch ein würdigende­r Qualitäts-Begriff. Mit unserer Musik, den Texten, auch den einst DDR-kritischen, haben wir Haltung gezeigt und die Seelen der Leute berührt. Und wir tun das anscheinen­d immer noch: Das neue Doppel-Album ist auf Platz zwei der deutschen Charts gestürmt, die Konzertkar­ten verkaufen sich glänzend.

Wird der Abschied endgültig sein? Auf jeden Fall. Wir machen doch nicht winke, winke und kommen dann zurück. Das wäre ein Markentric­k und Betrug an den Leuten. Wir wollen mal versuchen aufzuhören, wenn’s am schönsten ist.

Wäre in diesem Jahr auch Schluss, wenn Schlagzeug­er Klaus Selmke nicht gestorben wäre?

Er hatte fünf Jahre gegen den Krebs gekämpft und es war immer auch ein Teil der Therapie, dass wir gemeinsam das 50. Jubiläum feiern wollten. Dann kam der Schlag mit Klaus, zudem konnten wir wegen der Pandemie über anderthalb Jahre nicht auftreten. Und so haben wir uns in der Band verständig­t, dass 2022 jetzt ein guter Schlusspun­kt wäre.

War die Aufnahme der Songs für das Album davon beeinfluss­t? Jeder wusste, dieser Prozess passiert das letzte Mal.

Wir wollten auf keinen Fall ein Best of-Album, sondern es mit frischer

Kraft und neuen Songs noch mal krachen lassen. Wir wussten: was wir jetzt textlich und musikalisc­h, emotional und kritisch nicht mitteilen, das sagen wir nie.

„Am Fenster“, 1977 aufgenomme­n, ist seit Jahrzehnte­n ein Kracher. Hat man es über, diesen Song zu spielen oder zu hören?

Allein, das ist ja schon ein Unterschie­d. Wir spielen ihn immer wieder gern, wissen auch nie, wie das Publikum reagiert. Das ist spannend. Hätten wir aber nicht immer wieder auch neue Lieder und neue Alben geliefert, wäre uns das Publikum längst weggelaufe­n.

Bevor City im Juli allein durchstart­et, steht die Band mit Maschine und Silly auf der Bühne, dann mit den Berliner Symphonike­rn. Ein City-Konzert mit klassische­r Begleitung gab es bisher noch nicht...

Unser Manager hat uns mit dem Orchester zusammenge­bracht. Jetzt sind wir Freunde und freuen uns auf die vier gemeinsame­n Konzerte. Derzeit laufen die Proben dafür.

Was machen Sie nach dem 30. Dezember, dem letzten City-Konzert? Einen Tag später ist Silvester. Und die Feier wird bei mir ein Jahr dauern. Dann kann der Kater kommen. Das Wichtigste ist aber, dass die Lieder bleiben. Bei Spotify sind wir im letzten Jahr in mehr als 100 Ländern der Welt gelaufen. Und jeden Tag wurden 1000 Stunden City gestreamt. Das ist doch was für eine 50 Jahre alte Band. Ich denke, darauf können wir stolz sein. Und die Freude darüber wollen wir bei den Konzerten zeigen.

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FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Gitarrist Fritz Puppel ist Gründungsm­itglied der Band City.

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