Deutschlands schnellster Polizist startet durch
Der Erfurter Marcel Bräutigam holt erneut die nationale 50-km-Krone und freut sich aufs Heimspiel Rennsteiglauf
Erfurt. Der Rennsteig ruft. Am 21. Mai will es Marcel Bräutigam wissen. Vor drei Jahren hat sich Thüringens Langstreckenläufer Nummer eins bereits der Riesenherausforderung Supermarathon gestellt. Nach dem zweiten Platz 2019 über die knapp 74 Kilometer soll in zweieinhalb Wochen nun nach Möglichkeit der erste Sieg gelingen.
Der 34-Jährige freut sich darauf. Fünf Kilometer vom Rennsteig entfernt wuchs er schließlich auf. Doch der größte Landschaftslauf ist mehr als ein Heimspiel für den gebürtigen Ilmenauer. Er ist ebenso Genuss, als Mitglied im Rennsteiglauf-Verein auch Verpflichtung – und „vor allem eine Herzensangelegenheit“, sagt er und weiß: „Ich bin gut drauf.“
Das liegt zum Teil am kilometerlangen Strand von Alcúdia, an dem der Polizeihauptmeister mit seiner kleinen Familie gerade Erholung von einem vollgepackten Alltag sucht. Er sonnt sich im Norden Mallorcas aber nicht nur am Strand, sondern auch in einem weiteren Erfolg seiner Karriere als Langstreckenläufer. Erst am Sonntag sicherte er sich zum zweiten Mal die nationale Krone über 50 Kilometer. „Das macht mich stolz“, erzählt Bräutigam. Ungefährdet wiederholte er in Wolfenbüttel seinen ersten Coup von der Ultramarathon-DM 2019. Nach einem Solo über die letzten 20 Kilometer kam er in 2:51:59 Stunden genau zweieinhalb Minuten vorm Zweiten Raoul Jankowski ins Ziel (2:54:29 h/Braunschweig). Dritter wurde Benedikt Hoffmann (2:57:11 h/Heilbronn).
Höhepunkt im Herbst:
Titeljagd bei der Polizei-EM
Zu gern hätte sich Bräutigam noch den deutschen Rekord geschnappt, nachdem er ihn als WM-Vierter vor zwei Jahren in 2:49:26 Stunden um bloß 20 Sekunden verfehlt hatte. „Der Kurs war aber nicht ganz leicht“, erklärt der Erfurter.
In Wolfenbüttel waren zehn FünfKilometer-Runden zu rennen. Am Wendepunkt musste das Tempo gedrosselt werden, sodass mit jeder Runde ein paar Sekunden verloren gingen. Auf den letzten Kilometern plagten den Titelverteidiger zudem ein paar Probleme mit dem Oberschenkel. Umso mehr war er darauf bedacht, gesund durchzukommen, und lief seinen Stiefel herunter.
„Den Titel nimmt mir keiner“, freut er sich über den erneuten Sieg. Er ist Lohn für die Strapazen und das Training, das mit Frau, Kind und einem Zwölf-Stunden-Arbeitsalltag im Wechsel-Schicht-Dienst nicht immer so einfach zu integrieren ist. Und der Erfolg ist zugleich zusätzliche Motivation, in der Ultralaufszene anzugreifen.
Nach dem zweiten Platz bei der Marathon-DM in seiner Altersklasse 35 erst vor ein paar Wochen will Deutschlands schnellster Polizist in diesem Jahr durchstarten. Der Höhepunkt im Herbst heißt PolizeiEuropameisterschaft im Marathon in Eindhoven, wo sich Marcel Bräutigam nach Gold (2014) und Silber (2018) erneut mit dem Titel schmücken möchte. Beim Zermatt-Marathon soll’s im Juli besonders hoch hinausgehen – am liebsten auch schon in 17 Tagen in Schmiedefeld.