Fokus auf Europa League
Während sich Frankfurt in der Bundesliga schont, verspielt Leipzig Königsklassen-Rang
Leipzig/Frankfurt. Als der MillionenJackpot Champions League plötzlich in weite Ferne gerückt war, ließ Domenico Tedesco kaum ein gutes Haar an seiner Mannschaft. „Da kannst du auch die Taktiktafel nehmen und in den Mülleimer schmeißen“, sagte der Trainer von RB Leipzig nach der schwachen Vorstellung beim 1:3 (1:2) bei Borussia Mönchengladbach, die die fest eingeplante Teilnahme an der Königsklasse ernsthaft in Gefahr bringt.
Die einzig gute Nachricht für Tedesco: Schon am Donnerstag öffnet sich in Glasgow ein Umweg in die Königsklasse. „Natürlich sind wir enttäuscht. Aber wir haben noch einen anderen Weg, um in die Champions League zu kommen“, sagte Torhüter Peter Gulacsi. Denn der erhoffte und durchaus mögliche Titel in der Europa League würde ebenfalls einen Startplatz im Millionen-Geschäft bedeuten.
Weil beim Tanz auf drei Hochzeiten mit Europa League und DFBPokal in der Bundesliga nur noch Platz fünf zu Buche steht, erhält das Halbfinal-Rückspiel bei den Rangers eine zusätzliche Bedeutung. Im ausverkauften Ibrox Park benötigt RB allerdings jene Tugenden, die das Team bei der Generalprobe in Gladbach (1:3) vermissen ließ. Er habe „Intensität und Körperlichkeit“vermisst, sagte Tedesco, dessen Team 30 Minuten in Überzahl agierte – und dennoch keine Mittel fand.
Immerhin: Das 1:0 im Hinspiel hat Leipzig dem Endspiel ein gutes Stück näher gebracht. Doch in Glasgow wartet nun eine echte Reifeprüfung. „Das ist ein Halbfinale, da gibt es keine Geschenke. Wir haben das erste Spiel für uns entschieden, das war ganz zäh. Ich glaube, jetzt wird es ein anderes Spiel“, sagte Tedesco über den Traum vom ersstimmten ten Titel der noch jungen Clubgeschichte. Titel Nummer zwei könnte drei Tage später im DFB-Pokal folgen, wo im Endspiel der SC Freiburg wartet – jener Club also, gegen den es nun im Fernduell um Platz vier in der Bundesliga geht. Einen Punkt Rückstand weist RB derzeit auf, hat aber die klar bessere Tordifferenz zu bieten. Komplett versperrt ist der „normale“Weg in die Champions League also noch nicht.
Die Bundesliga hat dagegen Eintracht Frankfurt so gut wie abgehakt. Im Niemandsland der Tabelle gibt es keine Chance mehr auf einen Europapokal-Platz. Dennoch schallten am Montagabend Frankfurter Europacup-Gesänge durch die BayArena. Da war die lästige Pflichtaufgabe für die B-Elf der Eintracht längst noch nicht erledigt. Schon lange vor dem Abpfiff beim 0:2 (0:1) bei Bayer Leverkusen sich die Fans der Eintracht auf den Showdown gegen West Ham United ein. Die Vorfreude auf den nächsten Fußballfeiertag überstrahlte alles – auch bei der Mannschaft. „Das ist das wichtigste Spiel in der Saison für uns, wir wollen ins Finale“, betonte Djibril Sow vor dem Rückspiel.
Die Chance, erstmals seit 1980 wieder in ein Europacup-Endspiel einzuziehen, wollen sie sich am Main auf gar keinen Fall mehr nehmen lassen. Das Traumziel Sevilla ist schließlich zum Greifen nah. „Passt auf, dass ihr euch nicht weh tut und beglückwünscht Bayer Leverkusen nach dem Spiel“, dies seien vor der Partie seine letzten Worte ans Team gewesen, sagte Trainer Oliver Glasner zwar ironisch. Und doch zeigte sich, dass im Bundesliga-Alltag schon das Highlightspiel in dieser Woche durch die Köpfe schwirrte. „Die Jungs haben alles versucht“, beteuerte der EintrachtCoach dennoch am ARD-Mikrofon, ehe er wieder in den geliebten Europacup-Modus schaltete: „Wir werden uns nicht mehr länger mit diesem Spiel aufhalten.“
Klar ist, dass die Eintracht erneut eine Leistung wie beim souveränen Hinspiel-Erfolg (2:1) in London benötigt. Dass sich die Hessen nach schwachen Auftritten im grauen Liga-Alltag in ihren Lieblingswettbewerb steigern können, stellten sie in dieser Saison aber immer wieder unter Beweis. Es lockt schließlich nicht nur der silberne Pokal, als Titelträger würde sich die Eintracht zudem erstmals für die Champions League qualifizieren.
Die Hessen können sich aber nicht nur der Unterstützung der eigenen Anhänger sicher sein. „Donnerstag bin ich wieder EintrachtFan“, sagte Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky, der von 2015 bis 2018 für Frankfurt spielte.