Thüringer Allgemeine (Apolda)

Der Größte

Nach seinem siebten Titel ist Ronnie O’Sullivan der älteste Weltmeiste­r der Snooker-Geschichte. Die Konkurrenz zoll ihm Respekt

- Von Patrick Reichardt

Sheffield. Der sonst so kontrollie­rte Ronnie O’Sullivan verdrückte ein paar Tränen, dann feierte er den emotionals­ten Moment seiner Snooker-Karriere mit seiner Familie. Für den Engländer mit dem Spitznamen „The Rocket“war es die perfekte Szenerie: Erst hatte er mit seinem siebten WM-Titel ein kleines Stück Snooker-Geschichte geschriebe­n und so mit Schottland­s Legende Stephen Hendry gleichgezo­gen, dann durfte er den begehrten Silberpoka­l mit Vater Ronnie Senior, Sohn Ronnie Junior und Tochter Lily stolz dem Publikum präsentier­en, das ihm minutenlan­g stehend applaudier­t und gefeiert hatte.

„Es war ein wunderschö­ner Moment, und ich freue mich riesig, ihn mit meiner Familie teilen zu können“, sagte O’Sullivan, der neben seiner siebten WM-Trophäe für eine weitere Bestmarke sorgte: Er ist nun der älteste Weltmeiste­r in der Geschichte dieses Sports. „Ich bin 46 und spiele gegen Akteure, die Anfang 20 sind. Sie treiben mich zu absoluten Höchstleis­tungen.“In den 17 Tagen von Sheffield hat der alte und neue Weltrangli­stenerste aber mal wieder gezeigt, wer beim Snooker der Chef im Ring ist.

Die Widersache­r lobten O’Sullivan in den höchsten Tönen. „Wir alle sollten jede Sekunde genießen, die er hier ist. Er ist der unbestritt­en Größte aller Zeiten in unserem

Spiel. Keine WM-Partie wurde wirklich eng“, sagte der Engländer Mark Allen, der sich im direkten WM-Duell klar geschlagen geben musste. Auch Finalverli­erer Judd Trump, der beim 13:18 mit Ende am Montagaben­d quasi chancenlos war, zollte seinem englischen Landsmann großen Respekt.

„Er wird einfach immer besser. Seine Hingabe ist großartig. Er war der beste Spieler dieses Turniers, mit Abstand“, sagte Trump, für den der Titel 2019 der bislang einzige bleibt. Unmittelba­r nach Match-Ende hatten sich die Finalrival­en fast zwei Minuten geherzt und einander zugeflüste­rt. O’Sullivan war beeindruck­t, solch einen Rivalen so deutlich besiegt zu haben. „Das ist vielleicht das großartigs­te Ergebnis, das ich jemals erzielt habe“, kommentier­te der Weltmeiste­r.

Im Snooker gilt die sogenannte Triple Crown aus WM, Masters und UK Championsh­ip als das Maß der Dinge. Wer alle drei Turniere mindestens einmal gewinnt, gilt als einer der ganz Großen. Weniger als ein Dutzend Spieler haben das geschafft. O’Sullivan gewann nun alle drei Turniere jeweils sieben Mal.

„Ich bin so emotional wegen all dieser Anstrengun­gen. Ich habe niemals gedacht, dass das passiert“, sagte O’Sullivan. Dass er nach 2001, 2004, 2008, 2012 und 2013 plötzlich auch 2020 und 2022 noch einmal zwei WM-Titel gewinnt, war nicht unbedingt abzusehen.

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FOTO: OLI SCARFF / AFP Der Engländer Ronnie O'Sullivan (46) hat zum siebten Mal den WM-Pokal im Snooker gewonnen.

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