Familienmensch mit großem Ziel Interview der Woche
Weimars Rollstuhlfechter Julius Haupt und sein Traum von Paris
Weimar. Julius Haupt ist einer der besten deutschen Rollstuhlfechter und wurde kürzlich bei der Wahl zum Thüringer Behindertensportler des Jahres Zweiter hinter Isabelle Foerder. Wir sprachen mit ihm über ein schwieriges Jahr 2021, seinen Traum von Paris 2024 und warum die Familie an erster Stelle steht.
Das vergangene Jahr stand in fast allen Sportarten unter dem Einfluss der Pandemie. Bei Ihnen war das nicht anders, oder?
Richtig. Eigentlich konnte ich nur drei Wettkämpfe bestreiten, dazwischen lagen jeweils recht lange Pausen. Das macht die ganze Sache natürlich nicht einfacher. Umso zufriedener bin ich, dass ich Deutscher Meister werden und bei einem Weltcup unter die besten Acht kommen konnte.
Die Auszeichnung, die Sie kürzlich bekamen, bestätigt das ja sogar. Ja, ich freue mich auf jeden Fall über den zweiten Platz, denn offenbar haben viele für mich gevotet. Das macht mich sehr stolz.
Nur mit den Paralympics in Tokio hat es nicht geklappt...
Das war schon bitter, aber ich bin noch jung und mein Fokus liegt ganz klar auf Paris 2024. Da will ich dabei sein. Mein BWL-Studium in Erfurt geht noch eineinhalb Jahre und was ich dann genau mache, weiß ich noch nicht. Mein Fokus liegt nach dem Bachelor aber ganz klar auf dem Sport.
Am Wochenende haben Sie einen Tag lang auch beim Salve-Cup als Kampfrichter ausgeholfen. Machen Sie das schon lange?
Bestimmt schon sechs Jahre. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Der PSV Weimar hat mich seit meiner Kindheit unterstützt, vor allem auch die vergangenen Jahre als ich zum Rollstuhlfechten kam und extra eine Abteilung gegründet.
Wie läuft es dort eigentlich?
Ganz gut. Mit Gina-Maria Schneevoigt ist jetzt eine weitere Athletin aus Nordhausen zu uns gekommen. Dies ist auch einer der Gründe, warum beim Verein über eine neue Halle für das Rollstuhlfechten nachgedacht wird. So ganz barrierefrei ist ja die PSV-Halle nicht. Das wäre natürlich ein großer Schritt für unsere Sportart in Weimar und generell in Thüringen.
Ihre beiden Schwestern sind ebenfalls Fechterinnen, Anne die ältere, Emely die jüngere. Beide waren kürzlich im Einsatz. Unterstützt man sich da gegenseitig?
Auf jeden Fall. Da sind wir schon ein gutes Team. Emely war ja zum Beispiel auch beim Salve-Cup am Wochenende dabei, da versuche ich neben den Trainern moralische Hilfe
zu leisten. Umgedreht ist das genauso. Da ja auch mein Vater Trainer und Betreuer ist, kann man schon sagen, dass wir eine eingeschworene Fechter-Familie sind. Das war auch nie anders.
Was ist für Sie das erste wichtige Turnier dieses Jahr?
Das wäre der Weltcup in Thailand vom 19. bis 22. Mai. Dieser ist für mich schon wichtig, weil ich mich darüber für die Europa- und Weltmeisterschaften qualifizieren kann.