Prunk, Plüsch und Politik
Nacht der Superlative: Kim Kardashian trägt auf der Met-Gala das teuerste Kleid der Welt
New York.
Als nach geschlagenen drei Stunden endlich auch Kim Kardashian mit neuem Partner Pete Davidson die Treppen zum Kunsttempel an der Fifth Avenue von Manhattan hinaufschritt, wussten die Organisatoren der Met-Gala um die gestrenge „Vogue“-Chefin Anna Wintour: Nun war der öffentliche Teil des Abends vorbei. Die Reality-TV-Darstellerin und Unternehmerin Kardashian hatte sich pünktlich zur wohl opulentesten Feier der Welt, mit der jeden ersten Montag im Mai eine neue Couture-Ausstellung im Metropolitan Museum of Art eröffnet wird, über sieben Kilogramm abtrainiert. Um in jenes hautfarbene und mit 2500 Kristallen besetzte Nichts zu passen, in dem 1962 Marilyn Monroe ihren heimlichen Liebhaber John F. Kennedy mit einem lasziven „Happy Birthday, Mr. President“überraschte. Das wohl kostbarste Kleid der Welt war eine Leihgabe eines Museums in Florida, welches das Kleid einmal für fünf Millionen Dollar ersteigert hatte. „Drei Wochen hatte ich keine Kohlenhydrate“, erklärte Kardashian. „Nachher im Hotel gibt es Pizza und Donuts.“
„Gilded Glamour“war das Motto, das Wintour den handverlesenen Stars dieses Jahr abverlangte – neben 35.000 Dollar für eine Karte. Als Inspiration sollte das „Gilded Age“dienen, das (oberflächlich) vergoldete US-Zeitalter der Jahre 1870 bis 1890. Jene Periode, als die neureichen Stahl- und Eisenbahnbarone, die Rockefellers und Carnegies, anfingen, dem Adel in der Alten Welt mal so richtig zu zeigen, was Pracht, Plüsch und Prunk wirklich bedeuten. Und nebenbei die Grundlagen legten für das soziale Ungleichgewicht zwischen Reich und Arm, das die USA bis heute im Schwitzkasten hält.
Einige begegneten dieser Kontroverse mit Statement-Garderobe. Ex-Außenministerin Hillary Clinton hatte sich in ihr weinrotes Kleid die Namen berühmter weiblicher Fortschrittsikonen wie Harriet
Tubman und Eleanor Roosevelt einsticken lassen. Dazu passte New Yorks Bürgermeister Eric Adams, auf dessen Tuxedo der Spruch „Stoppt Waffengewalt“gedruckt war. Topmodel Cara Delevingne wiederum kam oben ohne mit goldenem Bodypainting. „Nippel müssen befreit werden“, erklärte sie und forderte das gleiche Recht, das auch Männer sich nehmen – so wie an diesem Abend Basketball-Legende Dwyane Wade, der unter dem Blazer nackt war.
Weitere Mode-Wagnisse: Wendi Murdoch, Ex-Gattin des Medienmoguls Rupert Murdoch, erschien als rosa Zuckerwattenstange, Lady Gaga mit weißer Halskrause. „Sex and the City“-Star Sarah Jessica Parker schoss den „Hut-Vogel“ab, Model Gigi Hadid entschied sich für Latex. R&B-Sängerin Alicia Keys schimmerte in einer Skyline-Robe von Ralph Lauren. Sängerin Lizzo leistete mit Brokatmantel und Flöte ihren Beitrag zur Diversität.
Tech-Milliardär Elon Musk kam mit Model-Mutter
Tech-Milliardär Elon Musk wiederum versprach, Twitter „so inklusiv wie möglich“und „die Welt besser“zu machen. Begleiten ließ er sich von seiner Model-Mutter Maye Musk, die mächtig stolz auf ihren Sohn war: „Ich habe ihm gesagt, er soll nicht gleich das ganze Universum erobern, aber er hat nicht auf mich gehört“, sagte sie.
Legt man Wintours Motto auf die Goldwaage, hat Rapperin Cardi B den Auftrag des Abends erfüllt. Ihr Versace-Entwurf bestand aus meterlangen goldenen Kettengliedern.