Berufsorientierung in der Hofpause
Premiere der Schulhoftour durch die Passgenaue Besetzung und Praxiskoordinatoren
Ein Schüler öffnet einen Glückskeks. Statt kitschigen Sprichwörtern, findet er einen Handwerksberuf auf dem Zettel, der im Keks steckt. „Augenoptiker“steht darauf.
„Was ist das noch einmal?“, will der Teenager, der an der Gemeinschaftsschule am Roten Berg in Erfurt lernt, wissen. Als es ihm die Beraterinnen der Handwerkskammer Erfurt erklären, neigt er seinen Kopf. „Ich weiß nicht, das muss ich mir erst überlegen“, sagt er nachdenklich.
So wie dem Heranwachsenden geht es vielen Schülern. Die Auswahl der Berufe, die sie nach dem Abschluss anstreben können, ist riesig, fast erschlagend.
Um dabei die richtige Entscheidung zu treffen, müssen sie schon frühzeitig ihre Interessen und Fähigkeiten austesten können. „Während der Corona-pandemie ist die Berufsorientierung auf der Strecke geblieben, weil Messen, Projekte und Aktionstage in Unternehmen abgesagt werden mussten. Das darf in keinem Fall zu Lasten der Zukunft dieser Generation gehen“, betont der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein.
Ausweitung des Projektes
auf den Kammerbezirk
Neben vielen etablierten Aktionen und Projekten hat die Handwerkskammer Erfurt die Schulhoftour für Schüler der neunten und zehnten Klassen gestartet.
Die Mitarbeiterinnen des Projekts „Passgenaue Besetzung“– gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den Europäischen Sozialfonds sowie das Projekt „Praxiskoordinatoren“gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und durch das Bundesinstitut für berufliche Bildung – besuchen Schulen im Kammerbezirk.
Sie bieten Berufsorientierung in der Hofpause, sozusagen zwischen Deutsch, Mathematik und Sport an.
Damit stärken sie nicht nur die Berufswahlkompetenz, sondern stellen Kontakte zwischen Schülern
und Betrieben her, vermitteln Praktika und Lehrstellen passgenau und weisen auf Einstiegsqualifizierungen hin.
Nach Einsätzen an Schulen in Erfurt, Weimar, Arnstadt und Bad Berka wurde das Projekt auf den gesamten Kammerbezirk ausgeweitet. In allen Nord- und Mittelthüringer Regionen wurden bereits Schulen besucht oder Besuche für das nächste Schuljahr geplant.
Beeindruckende Vielfalt der Handwerksberufe und
Infos aus erster Hand
Während der Beratung zeigen die Expertinnen die Vielfalt handwerklicher Berufe auf, machen auf offene Stellen aufmerksam, erklären, wie eine perfekte Bewerbung aussieht und checken auch gern die Bewerbungsmappen.
Unterstützt werden sie von einem Ausbildungsbotschafter, der selbst noch in der Ausbildung ist oder sie erst vor kurzem abgeschlossen hat und seine Erfahrungen teilt.
An der Gemeinschaftsschule am Roten Berg in Erfurt war Sayed Mohammad Mousavi vom Betrieb Elektro Stollberg in Erfurt dabei. Er hatte ganz verschiedene Utensilien mitgebracht, um den Schülerinnen und Schülern den Beruf des Elektronikers näherzubringen.
Neuer Impuls für die Schüler
Bei den Schülern der Gemeinschaftsschule am Roten Berg und Lehrer Michael Strupp, der sich für die Berufsorientierung an der Schule verantwortlich zeigt, kam der Besuch gut an.
„Das ist eine tolle Aktion, die Impulse gibt. Sie kann den Schülern helfen, ihren Weg, den sie mit dem Berufsfeld-erkundungspraktikum in der siebten Klasse begonnen haben, auch zu Ende zu gehen und einen interessanten Beruf zu finden“, sagte Michael Strupp. „Wir brauchen das Handwerk und den Mittelstand, Gesellen und Meister“, betont er.