Thüringer Allgemeine (Apolda)

Mehr Speicher notwendig

Experten diskutiere­n in Erfurt über Energiever­sorgung und die Rolle von Wasserstof­f

- Bernd Jentsch

Erfurt. Aktuell verfügt Deutschlan­d über ausreichen­d Speicherka­pazität für Energie – doch mit dem geplanten kräftigen Zuwachs bei erneuerbar­en Energien werden bald neue Speicher gebraucht. „Das muss man in Politik und Wirtschaft im Blick haben“, sagte Matthias Zelinger, Leiter des Bereiches Klima und Energie vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, am Dienstag zum Auftakt der Erfurter Energiespe­ichertage im Kongressze­ntrum der Messe Erfurt.

Es bestehe kein Grund zur Panik, aber zu Eile, so der Energieexp­erte. Notwendig sei die Errichtung großer industriel­ler Speicher ebenso wie privater Heimspeich­er. Es errichte ohnehin schon niemand mehr eine Fotovoltai­kanlage auf seinem Hausdach ohne den zugehörige­n Batteriesp­eicher. Allerdings müsse man auf derartige Anlagen derzeit mehrere Monate lang warten, räumte Zelinger ein. Das sei eine Folge gestörter Lieferkett­en aber auch einer weltweit stark gestiegene­n Nachfrage.

Grüner Wasserstof­f ist aus Sicht von Zelinger ein Baustein der Umstellung der Energiever­sorgung in Deutschlan­d. Es sei aber ein Irrglaube, dass Wasserstof­f schlagarti­g die Gaslieferu­ngen aus Russland ersetzen könne. „Wir brauchen die Flüssiggas-terminals in den deutschen Häfen für die Versorgung­ssicherhei­t. Es wäre allerdings gut, bereits heute darüber nachzudenk­en, wie man sie in ein paar Jahren für Wasserstof­f umrüsten könnte.“

Er wolle, dass Ostdeutsch­land zu einem Vorreiter bei der Energiewen­de wird, erklärte der Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, der Erfurter

Spd-bundestags­abgeordnet­e Carsten Schneider. Die Voraussetz­ungen seien mit den Windrädern, der gut ausgebaute­n Infrastruk­tur – in Thüringen mit Autobahnen, Icekreuz und Flughafen Erfurt – sowie der Akzeptanz der Industrie bei den Menschen gegeben.

Es gehe darum, die Energiever­sorgung in Deutschlan­d komplett zu drehen und von Russland unabhängig zu machen, räumte Schneider auch eigene Fehler bei der Einschätzu­ng

von russischem Vormachtst­reben ein. „Ich will, dass Ostdeutsch­land das Zentrum der Wasserstof­f-technologi­en wird“, so Schneider. Deshalb habe er die Gründung einer nationalen Koordinier­ungsstelle Wasserstof­f angekündig­t. Die Bundesregi­erung werde sicherstel­len, dass die Raffinerie­n in Schwedt und Leuna auch nach einem Lieferstop­p für russisches Öl weiterarbe­iten und die Versorgung für die neuen Länder sicherstel­len können. Sollte das Öl teuerer werden, müsse man es subvention­ieren, so Schneider.

Man greife bei dieser zweitägige­n Konferenz ein Thema auf, das aktueller nicht sein könne, versichert­e Erfurts Messechef Michael Kynast. Der Krieg in der Ukraine habe die Energiever­sorgung jetzt noch stärker in den Fokus gerückt. „Mit den Energiespe­ichertagen sind wir daher direkt am Puls der Zeit“, zeigte sich Kynast überzeugt.

 ?? MARCO KNEISE/ARCHIV ?? Mathias Kurras von Maximator Hydrogen Gmbh in Nordhausen bei der Montage eines Hochdruckv­erdichters einer Wasserstof­f-betankungs­anlage.
MARCO KNEISE/ARCHIV Mathias Kurras von Maximator Hydrogen Gmbh in Nordhausen bei der Montage eines Hochdruckv­erdichters einer Wasserstof­f-betankungs­anlage.

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