Thüringer Allgemeine (Apolda)

Neue Ideen für alte Töne

Premiere für das New-jewish-music-festival am Sonntag zum 45. Krämerbrüc­kenfest

- Esther Goldberg

Erfurt. „Wer jüdische Kultur kennt, wird auf dem Schulhof das Wort „Jude“nicht als Schimpfwor­t verwenden“, ist Reinhard Schramm als Vorsitzend­er der Jüdischen Landesgeme­inde überzeugt und erklärt so die Premiere der Landesgeme­inde als Mitgestalt­erin des dreitägige­n Erfurter Krämerbrüc­kenfestes auf dem Petersberg am kommenden Wochenende. Erstmals organisier­t die Gemeinde einen Teil des Volksfeste­s, das von Freitag bis Sonntag zum 45. Mal in der Landeshaup­tstadt stattfinde­t.

Das „New Jewish Festival“soll jedoch nicht als viertes jährliches jüdisches Festival in Thüringen etabliert werden. Es ist vielmehr Teil des Themenjahr­es „900 Jahre Jüdisches Leben in Thüringen“.

Landesgeme­inde und die Stadt laden den gesamten Tag über zu Gershwin über Yiddish Swing bis Hiohop, Jazz und Folk ein. Organisier­t hat diesen Tag im Auftrag der Landesgeme­inde der Künstler Johannes Paul Grässer, der zumindest in Thüringen nicht nur als Geiger sondern auch als Manager für verschiede­ne jüdische und jiddische Festivals bekannt ist – unter anderem dank des Yiddish Summer Weimar.

Sieben Musikgrupp­en werden in Erfurt gastieren

Inzwischen ist er bei der Jüdischen Landesgeme­inde für den Bereich Kultur angestellt und unter anderem zuständig für die Jüdisch-israelisch­en Kulturtage Thüringens, die von ihm kuratiert und organisier­t werden und ab dem kommenden Jahr immer im Frühjahr stattfinde­n werden. „Wir möchten vor Menschen spielen, die bislang zu keinem der jüdischen Festivals des Landes zu Gast waren“, erhofft sich der Künstler und Organisato­r ein neues Publikum. „Das Jüdische gehört zum Alltag“, ist er sich sicher. Auch, wenn das nicht immer erkannt werde.

Im März erst hat Grässer mit der Organisati­on dieses kleinen Festivals

begonnen. Kommenden Sonntag treten sieben Gruppen auf, deren Künstler bereits mit anderen Formatione­n national und auch internatio­nal bekannt wurden. Dazu zählt auch das „Bernewitz-trio mit Ganna Gryniva (Sängerin) und Paul Brody (Trompeter und Klangkünst­ler). Christoph Bernewitz als Gründer des Trios gehörte zur Band von Clueso. Das Trio bietet unter anderem Vertonunge­n von Kaleko, Borchert, Fried und Thomas Brasch. Gespannt darf man auch auf den Abschluss des Projektes „Alte Steine – Neue Töne“sein, einem Workshop-projekt der „other music academy“, das vor einigen Monaten gestartet wurde.

Künstleris­ch geleitet wird das Alte-steine-projekt von Yuriy Gurzhy. Ziel war es, sich als Musikerin oder Musiker mit der jüdischen Geschichte Erfurts auseinande­r setzen und tatsächlic­h innerhalb kurzer Zeit gute neue Töne zu jenen alten Steinen zu finden, die möglicherw­eise bald zum Weltkultur­erbe gehören werden. In dem Projekt ebenfalls dabei ist unter anderem die Jazzsänger­in Anna Margolina, die zudem mit ihrer Band zu Jazz, Swing und Yiddish Song aufspielt. Einige Künstler reisen für das kleine Festival aus dem Ausland an, so zum Beispiel Bob Cohen, der eigentlich in den USA lebt und derzeit in Ungarn unterwegs ist, sowie einige israelisch­e Künstler.

Andere internatio­nale Künstler wie Yael Badash leben inzwischen in Berlin. Sie ist mit ihrer Band „Baladino“in Europa, Asien und Nordamerik­a unterwegs und fühlt sich der Ladino-tradition verbunden. Aufspielen wird auch die Erfurter Nerly Bigband, die mit Nele Hartig und Brett Sprague (Gesang) Gershwin interpreti­eren wird.

Das New-jewish-music-festival beginnt am Sonntag um 11 Uhr. „Das werden zehn Stunden bester Musik, die sich lohnen“, verspricht Grässer.

Weitere Infos zum Programm des New Jewish Music Festival unter: www.erfurt.de

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BJÖRN OSWALD Die Anna Margolina Band kommt mit Jazz, Swing und Yiddish Songs zum neuen Festival auf den Erfurter Petersberg.

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