Dorfleben gehört in die Wasserburg
Jürgen Elstermann als Bürgermeister bestätigt. Viele Projekte in letzter Amtszeit geplant
Kapellendorf. Zwar war die Wahlbeteiligung mit 52,3 Prozent mäßig, doch kann sich das Ergebnis für Jürgen Elstermann (parteilos) mit 90,8 Prozent sehen lassen. Eines macht der gerade 60 Jahre alt gewordene Kapellendorfer zu Beginn klar: „Als Bürgermeister ist danach auf jeden Fall Schluss!“42 Jahre sei er in der hiesigen Kommunalpolitik unterwegs, zunächst als Gemeinderat, ab 1995 als Bürgermeister.
Einen zufriedenen Blick wirft der neue alte Bürgermeister auf das Projekt Kindergarten zurück, welcher bei laufendem Betrieb vom März 2020 bis zum Mai 2022 grundsaniert und auf eine Kapazität von 50 Plätzen erweitert wurde. „Ich möchte den Eltern danken, die es wegen der Umstände im Haus nicht immer leicht hatten.“Das für ursprünglich 890.000 Euro geplante Vorhaben wird nach seiner Beendigung voraussichtlich 950.000 Euro kosten – einerseits weil umfangreiche Elektroarbeiten die Sanierung drei weiterer Gruppenräume nach sich zogen, andererseits weil noch ein Außenweg angelegt werden soll. „Wir haben echt Schwein gehabt, dass die Verträge mit den Baufirmen vor der Zeit der Kostenexplosion geschlossen worden sind.“
Investitionen in Kapellendorf vorerst auf Sparflamme
Dennoch sorgen trotz hoher Förderquoten das Kindergartenprojekt sowie die Beteiligung am 2019 fertig gestellten Rad- und Wirtschaftsweg von Umpferstedt über Kapellendorf bis Kötschau für eine Rücklage, die wenig Investitionskomfort oberhalb der gesetzlichen Minimums zu bieten hat. „Dieses Jahr läuft alles erstmal Sparflamme. In der zweiten Jahreshälfte wollen wir dann mal rechnen, was noch machbar ist“, so Elstermann. Dass die Kassenlage so knapp ist, hänge auch mit der schlechten Ausstattung der unabhängigen Kommunen durch das Land zusammen, ärgert sich der Bürgermeister. Für einzelne Gehwege, die erneuert werden müssten, prüft die Gemeinde, Materialien zu erwerben und um Kosten zu sparen auf die ehrenamtliche Arbeitskraft des Dorfes zurückzugreifen.
Auch der Brauteich müsste in die Kur. Er sei in den 90er-jahren das letzte Mal entschlammt und verfugt worden. Dorfkosmetik hätten noch weitere Orte nötig. Problematisch für die Gemeinde ist auch der Baustopp am Gasnetz. So ist die Leitung bis nach Kapellendorf fertig.
Die Anschlussarbeiten der Energienetze Apolda (ENA) wurden aber wegen der Ukraine- und Energiekrise gestoppt. Das hat zwei negative Konsequenzen: In Kooperation mit der Thüringer Netkom wollte Kapellendorf eigentlich Glasfaser in den Baugruben mit verlegen. Außerdem sollten die Straßen eine neue Fahrbahndecke erhalten.
An Herzensprojekten, die der Kapellendorfer vor Ende seiner letzten Amtszeit umsetzen will, mangelt es nicht. „Ich bin hier groß geworden, da war die Wasserburg Mittelpunkt des Dorfgeschehens – mit einer Gaststätte, dem Saal und dem Bürgermeisteramt.“In Zusammenarbeit mit der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die möglicherweise Gelder für eine Sanierung des Prinzessinenbau aufbringen wird, will er wenigstens den Saal wieder für nutzbar machen – für Einwohnerversammlungen, Feste oder Kaffeekränzchen.
Apropos: Seinen Bewohnern möchte Elstermann Danke sagen für das ausgesprochene Vertrauen.