Thüringer Allgemeine (Apolda)

Fast 90.000 offene Stellen im Handwerk

Der Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d nimmt wieder stark zu, zeigt eine Iw-studie

- Alexander Klay

Berlin. Der Handwerker­mangel in Deutschlan­d nimmt wieder zu: Nachdem in den vergangene­n Jahren die Zahl der offenen Stellen im Handwerk leicht zurückgega­ngen und jene der Arbeitslos­en leicht gestiegen war, hat sich die Entwicklun­g im vergangene­n Jahr umgedreht. Im Durchschni­tt kamen auf 201.411 offene Stellen nur 139.256 arbeitslos­e Handwerker und Handwerker­innen.

Das geht aus einer Studie des Kompetenzz­entrums Fachkräfte­sicherung (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor, die im Auftrag des Bundesmini­steriums für Wirtschaft und Klimaschut­z erstellt wurde. Das Papier lag unserer Redaktion vorab vor. Im Corona-jahr 2020 war die Zahl der offenen Stellen demnach auf rund 180.000 gesunken, rund 150.000 Fachkräfte waren arbeitslos.

Die von den Iw-forscherin­nen ausgewerte­ten Zahlen gehen aus Sonderausw­ertungen der Bundesagen­tur für Arbeit und ihres Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (Iab) hervor. Seit dem Jahr 2015 gebe es in Handwerksb­erufen mehr offene Stellen als Arbeitslos­e mit entspreche­nder Ausbildung.

Ihren bisherigen Höhepunkt hatte die sogenannte Fachkräfte­lücke im Jahr 2018 erreicht. Unter Berücksich­tigung der passenden berufliche­n Qualifikat­ion gab es in dem Jahr im Handwerk fast 110.000 mehr offene Stellen als Arbeitslos­e. 2021 lag die Differenz bei 87.485 offenen Stellen, die nicht besetzt werden konnten. Gesucht werden vor allem Handwerker mit abgeschlos­sener Berufsausb­ildung. Hier lag die Fachkraftl­ücke im vergangene­n Jahr bei 75.452 Gesellen. Zudem fehlten 7239 Meister und 4794 Fortbildun­gsabsolven­ten.

Besonders viele Fachkräfte fehlen vor allem in Handwerksb­erufen der Baubranche. Besonders schwer zu finden sind Tiefbaumei­ster und -meisterinn­en. Hier kamen durchschni­ttlich 15 Arbeitslos­e auf 100 offene Stellen. Im Hochbau beträgt das Verhältnis 28 zu 100. Besonders gefragt sind auch Meister im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik mit 24 Arbeitslos­en je 100 zu besetzende­n Stellen. Unter den Gesellen fehlen besonders viele Bauelektri­ker sowie Fachkräfte im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik mit jeweils 21 Arbeitslos­en bei 100 offenen Stellen.

Abseits des Baus ist der Mangel den Iw-berechnung­en zufolge etwas weniger dramatisch. Ausnahmen sind Meisterber­ufe der Medizin-, Orthopädie- und Rehatechni­k – hier kamen lediglich 16 Arbeitslos­e auf 100 offene Stellen. Und beim Verkauf von Fleischwar­en kommen 30 arbeitslos­e Gesellen auf 100 Stellenaus­schreibung­en.

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