Thüringer Allgemeine (Apolda)

Corona-herbst: Diese vier Länder setzen die Ampel unter Druck

Die Infektions­zahlen steigen, die Rufe nach Masken- oder Testpflich­t werden lauter, doch die FDP bremst. Ist der Koalitions­frieden in Gefahr?

- Julia Emmrich

Berlin. Es sind die entscheide­nden Wochen im dritten Pandemieja­hr: Wie geht Deutschlan­d diesmal in den Corona-herbst? Gut vorbereite­t oder nicht? Die Infektions­zahlen steigen, die Zeit wird knapp, doch die Politik ist bislang uneins, vor allem die FDP in der Ampel-regierung bremst.

Die Liberalen wollen erst das Gutachten des Corona-sachverstä­ndigenrats abwarten, der die bisherigen Pandemiema­ßnahmen bewertet. Es soll am 30. Juni veröffentl­icht werden. Die Länder erhöhen jetzt den Druck.

Bei der Gesundheit­skonferenz, die an diesem Mittwoch in Magdeburg beginnt, wollen Baden-württember­g, Bayern, Hessen und Nordrhein-westfalen den Bund drängen, schnell die gesetzlich­en Voraussetz­ungen für schärfere Schutzmaßn­ahmen zu schaffen. Die Ampel-regierung müsse noch vor der Sommerpaus­e eine Änderung des Infektions­schutzgese­tzes vorlegen, heißt es in einem Beschlusse­ntwurf der drei unionsgefü­hrten Länder und des grün-schwarz regierten Badenwürtt­embergs.

Die vier Länder fordern eine Maskenpfli­cht in Innenräume­n, 3G/2g-zugangsreg­eln, Testpflich­ten, Personenob­ergrenzen und Kontaktbes­chränkunge­n. Die vier Länder drängen vor der Ministerko­nferenz in Magdeburg ab Mittwoch auch darauf, rasch zu klären, ob es eine allgemeine Empfehlung für eine vierte Impfung geben soll. Die Ständige Impfkommis­sion empfiehlt eine zweite Auffrischu­ngsimpfung bisher nur für Menschen ab 70 Jahren.

Das Tempo ist neu, die grundsätzl­iche Haltung der Länder aber wurde bereits bei ihrem Treffen im Mai deutlich: Die Länder forderten schon damals gesetzlich­e Befugnisse, „um auf das Infektions­geschehen im Herbst und Winter reagieren und notwendige Infektions­schutzmaßn­ahmen schnell, effektiv und rechtssich­er ergreifen zu können“.

Die Zeit wird knapp: Am 8. Juli beginnt die Sommerpaus­e

Dazu gehörten bereits damals die Maskenpfli­cht in Innenräume­n, 3G- und 2G-regelungen sowie Zugangsbes­chränkung für risikogefä­hrdete Bereiche und Einrichtun­gen.

Es ist die Linie, die auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) und die Grünen in der Ampel-regierung vertreten. Sie deckt sich zudem im Wesentlich­en mit den Empfehlung­en des Coronaexpe­rtenrats der Bundesregi­erung (nicht zu verwechsel­n mit dem Sachverstä­ndigenrat). Heißt: Die FDP steht mit ihrer abwartende­n Haltung gerade ziemlich allein da – sitzt aber als Koalitions­partner am Hebel.

Lauterbach bemüht sich nun, aus dem Dissens keinen offenen Koalitions­krach

werden zu lassen. Mit Blick auf das Ende Juni erwartete Gutachten der Sachverstä­ndigen sagte der Spd-politiker am Dienstag: „Ich glaube, wir werden einen guten Kommission­sbericht bekommen. Wir werden uns dann sehr schnell einigen. Das Drama, auf welches jetzt alle warten, wird ausbleiben.“Man werde für den Winter viel besser gerüstet sein, als es der ein oder andere jetzt vermute.

Die jetzigen Regelungen im Infektions­schutzgese­tz laufen am 23. September aus. Der Bundestag geht laut Sitzungska­lender am 8. Juli in die Sommerpaus­e und kommt dann erst in der Woche ab 5. September wieder zusammen.

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PANAMA PICTURES Folgt auf den unbeschwer­ten Sommer das böse Corona-erwachen?

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