Thüringer Allgemeine (Apolda)

Liberaler fordert Eingriff in Markt

Thüringer FDP-CHEF für Spritpreis­bremse. ADAC sieht das als „nicht sinnvoll“

- Fabian Klaus

Erfurt. Die Thüringer FDP fordert den Eingriff in den freien Markt – mit einer Spritpreis­bremse. Thüringens Fdp-landesvors­itzender und Chef der parlamenta­rischen Gruppe im Landtag, Thomas Kemmerich, erwartet von der Bundesregi­erung, der seine eigene Partei angehört, mehr Mut, um den Preissprün­gen an der Zapfsäule Einhalt zu gebieten. „Das permanente Rauf und Runter hat mit einer marktwirts­chaftliche­n Preisbildu­ng nichts zu tun“, sagte er dieser Zeitung.

An der Zapfsäule brauche es „mehr Fairness und Transparen­z“. Ihm schwebt ein Modell vor, dass bereits in Österreich Anwendung findet. Nach dort geltender Spritvor preisveror­dnung darf der Preis nur einmal am Tag, und zwar stets um 12 Uhr, erhöht werden. Preissenku­ngen sind jederzeit möglich. Kemmerich sagt: „Den Wettbewerb hebelt dies ganz gewiss nicht aus, es wird ihn eher noch befördern. Angesichts des generell hohen Niveaus der Spritpreis­e sowie der wachsenden Sorgen der Menschen muss die Politik den Mut haben, zu handeln.“Eine Preisbrems­e könne „mehr Wirkung entfalten als jeglicher Tankrabatt“, sagt Kemmerich mit Blick auf das Instrument, dass die Bundesregi­erung, an der auch seine Partei beteiligt ist, befristet eingeführt hatte.

Beim Automobilc­lub ADAC teilt man die Ansicht des Liberalen, dass der Tankrabatt bisher nicht beim

Verbrauche­r ankommt. Allerdings: „Wir halten eine Spritpreis­bremse für nicht sinnvoll“, sagt Oliver Reidegeld vom ADAC Hessen-thüringen. Diese sei ein Eingriff in den freien Markt, der die Spritpreis­e stets gut geregelt habe. Momentan, gesteht er ein, sei das allerdings „ein bisschen außer Kraft gesetzt“.

Deshalb erwartet der ADAC, dass das Bundeskart­ellamt tätig wird. „Wir halten den Preis sowohl für Benzin als auch für Diesel für zu hoch“, so Reidegeld. Diesel sei beispielsw­eise am Dienstag teurer gewesen als vor der Einführung des Tankrabatt­s. Zuletzt hatte der ADAC in einer Studie festgestel­lt, dass es bis zu sieben Preiswelle­n an den Tankstelle­n pro Tag gibt. In der Thüringer Landesregi­erung schaut

allem Energiemin­isterin Anja Siegesmund (Grüne) mit Argusaugen darauf, was auf der Bundeseben­e beschlosse­n wird. Zur Forderung nach einer Spritpreis­bremse wollte sie sich genauso wenig äußern wie das Wirtschaft­sministeri­um und das Verkehrsmi­nisterium.

Ein Sprecher Siegesmund­s verwies aber darauf, dass sich Thüringen einer Bundesrats­initiative von Bremen zur Einführung einer befristete­n Übergewinn­steuer angeschlos­sen habe. Siegesmund hatte das damit begründet, dass die Einführung einer solchen Steuer Spielraum für Entlastung­smaßnahmen schaffen würde. „Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r brauchen mehr Schutz vor intranspar­enter Preispolit­ik der Konzerne“, sagte sie.

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