Hoffnung auf Dialog zwischen Künstlern und Auschwitz-komitee
Nach neuerlichen Antisemitismus-vorwürfen hat die Documenta in Kassel ein heftig kritisiertes Werk verhüllt
Kassel. Nach der Verhüllung eines heftig kritisierten Werkes auf der Documenta in Kassel geht die Debatte um den Umgang der Schau mit den Antisemitismus-vorwürfen weiter.
Das Internationale Auschwitzkomitee rief zum Dialog mit den Künstlern auf. „Es wird höchste Zeit, im Rahmen dieser Documenta ein Gespräch zu beginnen, die Künstler zu hören, aus welcher Weltsicht diese Bilder so entstanden sind und seitens der Documenta öffentlich zu erklären, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen“, erklärte
Christoph Heubner, der Exekutivvizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, am Dienstag.
Am Vortag hatte der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel aufgefordert, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen, nachdem Fotos der Darstellungen auf Twitter kursierten. Die großflächige Banner-installation „People's Justice“zeigt unter anderem einen Soldaten mit Schweinsgesicht. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“– die Bezeichnung des isdarstellung raelischen Auslandsgeheimdienstes. Es folgte eine Welle der Empörung bis hin zu Rücktrittsforderungen an die Documenta-generaldirektorin Sabine Schormann. Die israelische Botschaft in Berlin warf der Schau vor, „Propaganda im
Goebbels-stil“zu befördern. Am Montagabend war das Banner schließlich abgedeckt worden.
Taring Padi habe sich gemeinsam mit der Geschäftsführung und der künstlerischen Leitung zu diesem Schritt entschieden, da die Figurendes Kollektivs „antisemitische Lesarten ermöglicht“, teilte die Documenta mit, als zeitgleich schon schwarze Stoffbahnen über dem Banner entrollt wurden. Zudem kündigten die Verantwortlichen an, eine Erklärung zu dem umstrittenen Werk installieren zu wollen und ergänzend weitere externe Expertise einzuholen.
Das Werk wurde nicht für die Documenta angefertigt, sondern war bereits 2002 erstmals auf dem South Australia Art Festival in Adelaide zu sehen.
Vorab war es seitens der Documenta-geschäftsführung offensichtlich nicht auf kritische Inhalte überprüft worden. Die Geschäftsführung
sei „keine Instanz, die sich die künstlerischen Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen kann und darf das auch nicht sein“, sagte Generaldirektorin Schormann laut Mitteilung. Das Banner sei „im Kontext der politischen Protestbewegung Indonesiens entstanden“und dort wie an anderen außereuropäischen Orten gezeigt worden, erklärte sie. „Dies ist das erste Mal, dass die Arbeit in Deutschland und in Europa gezeigt wird. Alle Beteiligten bedauern, dass auf diese Weise Gefühle verletzt wurden.“
Auch das Künstlerkollektiv Taring Padi entschuldigte sich „für die in diesem Zusammenhang entstandenen Verletzungen“.