Thüringer Allgemeine (Apolda)

Gemeinde muss Gürtel enger schnallen

Großhering­ens neuer Bürgermeis­ter Michael Thomas hat Legislatur mit Einschnitt­en vor sich

- Martin Kappel

Großhering­en. Nachdem Alt-bürgermeis­ter Jens Baumbach (CDU) aus persönlich­en Gründen nicht erneut antrat, hat Michael Thomas (parteilos), seit 2009 bereits Vizeortsch­ef, den Posten für sich entschiede­n mit 86,3 Prozent aller Stimmen bei einer Wahlbeteil­igung von 58,7 Prozent. Ein gutes Ergebnis zum Auftakt einer heiklen Legislatur­periode.

Der 51-jährige Unternehme­r will sich noch stärker auf die Kernbelang­e Großhering­ens und seiner Bürger konzentrie­ren, als die erfüllte Gemeinde zunehmend unter den Umlagen von Land und Kreis leidet. Die sprudelnde­n Gewerbeste­uereinnahm­en durch den Unternehme­nsriesen Viega fließen zunehmend am Dorf zwischen Saale und Ilm vorbei: „Wir zahlen mittlerwei­le 8,5 Millionen Euro Umlage. Der Freistaat geht dabei von höheren Hebesätzen bei seiner Berechnung aus, als wir ausgewiese­n haben. Netto bleibt dann kaum noch etwas übrig. Das ist eine Katastroph­e. Land und Kreis richten uns hin. Es ist fast wie im Mittelalte­r: Die großen Fürsten

nehmen uns das Geld.“Am 4. Juli soll Michael Thomas im Rahmen der Gemeindera­tssitzung das Amt übergeben werden. Jens Baumbach bleibt als Mini-jobber der Verwaltung erhalten, um ein paar Stunden pro Woche angefangen­e Projekte zu beenden. „Alles was neu hinzukommt, übernehme ich“, so der 51-Jährige, der sich ab diesem Zeitpunkt verstärkt mit den Themen Ökologie und Ökonomie beschäftig­en möchte.

Eine seiner Ideen betrifft die Straßenbel­euchtung. Großhering­en ist nachts zusätzlich durch das Viegawerk und die Bahnanlage hell erleuchtet. „Diese Lichtversc­hmutzung kann für die Natur nicht gut sein.“Durch Dimmen und Umrüstung auf LED ließe sich zudem Geld sparen. Gehen Heizungen in den zu 100 Prozent ausgelaste­ten Kommunalwo­hnungen kaputt, sollen Gassysteme

nach Möglichkei­t auf Wärmepumpe­n gekoppelt mit Solarenerg­ie umgestellt werden.

Sollte irgendwie Geld gespart werden müssen, dann werde Michael Thomas den Rotstift am Dorfleben und Ehrenamt zuletzt anlegen. Im Gegenteil, das Projekt Lokschuppe­n als Vereinshei­m für die Eisenbahnf­reunde Großhering­en und als Ort für Veranstalt­ungen der Gemeinde soll ausgebaut werden.

Auf den Prüfstand komme eher das Freibad in Bad Sulza. Jedes Jahr übernimmt Großhering­en dessen Defizit – eine Summe im niedrigen sechsstell­igen Bereich. Doch das werde ein Thema fürs nächste halbe Jahr. „Es wird eine undankbare Legislatur“, so viel weiß Michael Thomas schon jetzt, der wie sein Vorgänger jeglichen Eingemeind­ungsplänen eine deutliche Abfuhr erteilt.

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MARTIN KAPPEL Unternehme­r Michael Thomas (51, parteilos) war Vize-ortschef und ist nun Bürgermeis­ter.

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