Aus für Kulturfabrik ist wohl besiegelt
Apolda verliert ein Stück Subkultur: Künstlerin Görnandt verlängert Mietvertrag nicht. Finanzausschuss soll Gebäudezukunft diskutieren
Apolda. Der Anfang vom Ende der Kulturfabrik in bekannter Form ist eingeleitet. Diese bittere Erkenntnis brachte nun ein Zeitungsgespräch mit Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (parteilos) sowie Philine Görnandt. Die Künstlerin, die selbst seit Jahren ein Atelier nutzt, in dem sie originelle Licht-papier-objekte kreiert, ist die Mieterin der Ex-fabrik. Den Vertrag, der seit zehn Jahren läuft, wird sie nicht verlängern.
Ende Oktober ist also Schluss mit dem Mietverhältnis zwischen ihr und der kommunalen Eigentümerin des Gebäudes Dr.-külz-straße 4. Vor einem Jahrzehnt hatten sich
Kunstprofessor Achim Preiß und Kulturmanagerin Sibylle Müller aufgemacht, neues Leben ins einstige Fabrikgebäude zu bringen.
Künstler unterschiedlicher Ausrichtungen wurden nach Apolda geholt, Ateliers eingerichtet, Ausstellungen, Lesungen, Gesprächsrunden, Workshops und später Tanzveranstaltungen dort organisiert.
Der Zuspruch beim Publikum, wuchs kontinuierlich, das subkulturelle Angebot in diesem kulturellen Mikrokosmos etablierte sich unaufgeregt. Und: Es gibt längst eine feste Fangemeinde im Kulturbürgertum, das Vielfalt und Niveau schätzt.
Nun also könnte all das bald Geschichte sein, fällt der Bau möglicherweise wieder in den Dornröschenschlaf. Nachdem Preiß und Müller sich aus persönlichen Gründen aus Apolda zurückgezogen hatten, stieg Philine Görnandt in den Mietvertrag ein, um das Herzensprojekt Kulturfabrik nicht sterben zu lassen. Wenngleich verspätet, kommt deren Aus nun dennoch.
Die Stadt jedenfalls hat nach Aussage des Stadtoberhauptes derzeit kein Geld, um das Gebäude wenigstens insoweit zu modernisieren, dass wenigstens der Brandschutz kurzfristig in Ordnung käme.
Weil Philine Görnandt, die auch Vorstand des Fördervereins Kulturfabrik ist, nach so vielen Jahren des unveränderten Gebäudezustandes dort keine Perspektive mehr sieht, setzt sie jetzt einen klaren Schnitt.
Monatelang habe sie mit sich gerungen, abgewogen und die unzähligen ehrenamtlichen Stunden ihrerseits und vieler Sympathisanten Revue passieren lassen. Letztlich aber habe sie eine Entscheidung treffen müssen, auch mit Blick auf ihre eigene Zukunft. Dass sie Apolda verlässt, schließt sie nicht aus. Ebenso dürfte eine Teil der sechs anderen Künstler fortziehen.
Zur Zukunft der Immobilie gefragt, sagte Eisenbrand, dass sich der Finanzausschuss damit befassen wird. Ob ein Verkauf des Gebäudes in Betracht kommt, muss abgewartet werden. Kommentar