Fachkräfte aus dem Ausland gesucht
Thüringer Wirtschaft diskutiert beim Fachtag über die berufliche Integration von Zuwanderern
Erfurt. Thüringens Wirtschaft ist auf der Suche nach Personal. Über alle Branchen hinweg sind aktuell Hunderte Stellen unbesetzt, weil die Firmen keine geeigneten Bewerber finden. Die demografische Entwicklung wird dieses Problem in den kommenden Jahren zusätzlich verschärfen, zeigte sich der Chef der Arbeitsagenturen für den Freistaat, Markus Behrens, überzeugt. Ohne gezielte Einwanderung lasse sich der Wohlstand nicht sichern.
Deshalb diskutierten auf Einladung des Instituts der Wirtschaft Thüringens gestern in Erfurt Wissenschaftler, Unternehmer und Experten der Arbeitsagenturen darüber, wie es gelingt, Fachkräfte aus dem Ausland für die Unternehmen im Freistaat zu gewinnen und sie an die Firmen zu binden. Mit diesem Fachtag unter dem Motto FIT „Fachkräfte International in Thüringen“richtete man sich an interessierte Unternehmen und thematisierte die Chancen der Anwerbung und Integration von ausländischen Fachkräften.
„Die Anzahl der Fische im Teich ist gleich geblieben, aber die Zahl der Angler hat zugenommen“, umschrieb
Mehr als verfünffacht
hat sich die Zahl der in Thüringen beschäftigten Ausländer innerhalb der vergangenen zehn Jahre.
sprechen für sich: Waren im Juni 2011 erst 11.870 ausländische Beschäftigte registriert, waren es im Juni 2021 bereits 57.730 laut Arbeitsagentur. Bis November waren es 61.880.
In der Zeitarbeit
ist der Anteil ausländischer Beschäftigter besonders
Thomas Fahlbusch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, die aktuelle Situation auf dem Thüringer Arbeitsmarkt. Bei der jüngsten Umfrage der Kammer hätten zwei Drittel der Firmenchefs die Suche nach Personal als größte Herausforderung benannt.
In den nächsten zehn Jahren verabschiede sich jeder vierte derzeit Beschäftigte in den Ruhestand. „Es bedarf einer qualifizierten Einwanderung“, so Fahlbusch. Das deutsche Fachkräfteeinwanderungsgesetz hoch. Fast 12.000 Ausländer sind hier registriert.
mit großen Anteilen ausländischer Beschäftigter sind den statistischen Angaben der Arbeitsagentur zufolge der Bau inklusive der Bauvorbereitung (rund 4100), die Gastronomie (rund 3600), die Nahrungsmittelindustrie (rund 3400), der Einzelhandel (rund 2900) sowie das Gesundheitswesen (rund 2700).
biete zwar eine Basis, aber es gebe noch viele weitere Baustellen zu bearbeiten. Es komme nicht nur darauf an, dass ausländische Bewerber nach Thüringen kommen, sondern auch dass sie hier bleiben, skizzierte Fahlbusch die Aufgaben für Politik, Firmen und Kammern.
„Die aktuelle Arbeitslosigkeit in Thüringen liegt unter fünf Prozent, das heißt, wir sind im Bereich der Vollbeschäftigung“, schilderte Irena Michel, die Chefin der Arbeitsagentur Erfurt, die Lage. Es werde auch mit Digitalisierung nicht gelingen, tz den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu decken, verwies Michel auf die geburtenschwachen Jahrgänge, die am Arbeitsmarkt ankommen werden., „Daher kommt es darauf an, die Kräfte zu bündeln“, so Michel. Den rund 53.000 Arbeitslosen in Thüringen stünden mittlerweile 24.000 offene Stellen gegenüber, erklärte die Agenturchefin.
An sechs Thementischen berieten Spezialisten die Unternehmer unter anderem über die Erfahrungen bei der Suche nach und bei der Kontaktanbahnung mit ausländischen Fachkräften.
Es ging aber auch um die Schwierigkeiten bei der Beschaffung eines Visums für Zuwanderer aus Nichteu-staaten, um die Hürden bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen, um die Sprachförderung und Integrationskurse.
Diese Veranstaltung soll am 15. September in Nordhausen ein weiteres Mal stattfinden, kündigte die Geschäftsführerin des Instituts der Wirtschaft Thüringens, Roswitha Weitz, bereits an. So wolle man vielen Unternehmern im Freistaat die Möglichkeit einräumen, sich über dieses immer wichtiger werdende Thema umfassend zu informieren.