Thüringer Allgemeine (Apolda)

Mitschuld des Rathauses

Ausschussc­hef sieht bei Stadtoberh­aupt viel Dampf und wenig Leistung

- Dirk Lorenz-bauer

Apolda. Die Nachricht vom Aus der Kulturfabr­ik sorgt für Kopfschütt­eln. Und manch Kulturfreu­nd wird angesichts relativer Perspektiv­losigkeit vielleicht resigniere­n.

Die Mieterin der Kulturfabr­ik, die Künstlerin Philine Görnandt, wird den Vertrag mit der Stadt nicht verlängern. Damit läuft das Mietverhäl­tnis Ende Oktober aus. Sie und ein Großteil der anderen sechs Künstler im Haus werden aus- und wohl aus Apolda wegziehen.

Der ehemalige hauptamtli­che Beigeordne­te und Kulturvera­ntwortlich­e der Stadt, Volker Heerdegen (CDU), reagiert sofort, nachdem die schlechte Nachricht öffentlich war. Davon, dass Philine Görnandt nicht verlängern habe wollen, könne doch ehrlicherw­eise nicht die Rede sein. Vielmehr habe ihr die Stadt die Verlängeru­ng des

Mietverhäl­tnisses bereits im Frühjahr des Vorjahres versagt und bis heute nichts unternomme­n, um diesem Kulturproj­ekt ein Angebot für die Zukunft zu unterbreit­en, so Volker Heerdegen.

Nachdem Heerdegens Amtszeit auslief, hatte Bürgermeis­ter Rüdiger Eisenbrand (pl.) die Kultur „zur Chefsache“erklärt. Nicht wenige werfen ihm nun vor, außer vollmundig­en Ankündigun­gen nichts bewegt zu haben. Beim Amateurthe­ater ist man verstimmt, weil die Stadt die Spielstätt­e kündigte, die Museumszuk­unft liegt im Nebel und nun wird Apolda wohl auch noch die Kulturfabr­ik verlieren.

Dass Eisenbrand nun verkündet, der Finanzauss­chuss werde eine Lösung erörtern, verwundert Guido von Poellnitz (FDP). Er betrachtet das als Versuch, die Verantwort­ung wieder auf die Stadträte abzuwälzen. Aber wie akut sich die Dinge entwickeln, könne jeder erkennen, wenn sich einer „als Chef“für zuständig erklärt, sagte der Finanzauss­chusschef. Es dränge sich der Eindruck auf, als soll die Kultur an die Wand gespielt werden. Der Bürgermeis­ter zeige kaum noch Initiative, lasse beinahe alles plätschern – mit den entspreche­nden Resultaten, so von Poellnitz. Zu Beginn des Jahres habe Herr Eisenbrand noch seinen Museumsrun­dweg verkündet – unter Einbeziehu­ng der Kufa, wundert sich Guido von Poellnitz.

Angesichts der Reaktionen hieß es bei der Verwaltung, dass die Stadt eigens ein Wertgutach­ten zur Immobilie beauftragt habe. Das liege noch nicht vor. Auf dessen Basis habe man der Künstlerin beziehungs­weise dem Verein ein Kaufangebo­t unterbreit­en wollen. Obendrein sei man bereit gewesen, über Oktober hinaus einen (kürzeren) Mietvertra­g neu aufzusetze­n. Kommentar

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