Mitschuld des Rathauses
Ausschusschef sieht bei Stadtoberhaupt viel Dampf und wenig Leistung
Apolda. Die Nachricht vom Aus der Kulturfabrik sorgt für Kopfschütteln. Und manch Kulturfreund wird angesichts relativer Perspektivlosigkeit vielleicht resignieren.
Die Mieterin der Kulturfabrik, die Künstlerin Philine Görnandt, wird den Vertrag mit der Stadt nicht verlängern. Damit läuft das Mietverhältnis Ende Oktober aus. Sie und ein Großteil der anderen sechs Künstler im Haus werden aus- und wohl aus Apolda wegziehen.
Der ehemalige hauptamtliche Beigeordnete und Kulturverantwortliche der Stadt, Volker Heerdegen (CDU), reagiert sofort, nachdem die schlechte Nachricht öffentlich war. Davon, dass Philine Görnandt nicht verlängern habe wollen, könne doch ehrlicherweise nicht die Rede sein. Vielmehr habe ihr die Stadt die Verlängerung des
Mietverhältnisses bereits im Frühjahr des Vorjahres versagt und bis heute nichts unternommen, um diesem Kulturprojekt ein Angebot für die Zukunft zu unterbreiten, so Volker Heerdegen.
Nachdem Heerdegens Amtszeit auslief, hatte Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (pl.) die Kultur „zur Chefsache“erklärt. Nicht wenige werfen ihm nun vor, außer vollmundigen Ankündigungen nichts bewegt zu haben. Beim Amateurtheater ist man verstimmt, weil die Stadt die Spielstätte kündigte, die Museumszukunft liegt im Nebel und nun wird Apolda wohl auch noch die Kulturfabrik verlieren.
Dass Eisenbrand nun verkündet, der Finanzausschuss werde eine Lösung erörtern, verwundert Guido von Poellnitz (FDP). Er betrachtet das als Versuch, die Verantwortung wieder auf die Stadträte abzuwälzen. Aber wie akut sich die Dinge entwickeln, könne jeder erkennen, wenn sich einer „als Chef“für zuständig erklärt, sagte der Finanzausschusschef. Es dränge sich der Eindruck auf, als soll die Kultur an die Wand gespielt werden. Der Bürgermeister zeige kaum noch Initiative, lasse beinahe alles plätschern – mit den entsprechenden Resultaten, so von Poellnitz. Zu Beginn des Jahres habe Herr Eisenbrand noch seinen Museumsrundweg verkündet – unter Einbeziehung der Kufa, wundert sich Guido von Poellnitz.
Angesichts der Reaktionen hieß es bei der Verwaltung, dass die Stadt eigens ein Wertgutachten zur Immobilie beauftragt habe. Das liege noch nicht vor. Auf dessen Basis habe man der Künstlerin beziehungsweise dem Verein ein Kaufangebot unterbreiten wollen. Obendrein sei man bereit gewesen, über Oktober hinaus einen (kürzeren) Mietvertrag neu aufzusetzen. Kommentar