App zur billigsten Tankstelle
Wer Preise vergleicht, kann bis zu 12 Euro pro Füllung sparen. Wir erklären, welches Programm dabei am besten hilft
Berlin. An ein und derselben Tankstelle sind laut Kartellamt Preisunterschiede von 8 bis 13 Cent pro Liter am Tag die Regel. In einer Stadt oder Region erreichen die Preisunterschiede 18 bis 24 Cent pro Liter. Wer sein Auto mit 50 Litern betankt, kann demnach bis zu zwölf Euro sparen. Dazu muss man aber wissen, welche Tankstelle wann den Sprit günstig anbietet.
Genau diese Infos wollen Spritpreis-apps fürs Smartphone liefern. Ein kurzer Blick reicht, und der Nutzer weiß, wo es den billigsten Kraftstoff in der Umgebung gibt. Auf den ersten Blick versprechen alle Anbieter das Gleiche: Preise in Echtzeit, beste Abdeckung, praktische Extras. Der Test von IMTEST, dem Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, aber zeigt: Die Unterschiede sind gewaltig.
So funktionieren Tank-apps
Die Spritpreise erhalten die Apps von der ans Bundeskartellamt angeschlossenen Markttransparenzstelle für Kraftstoffpreise. An diese müssen die Tankstellenbetreiber aktuelle Preise und Preisänderungen melden. Allerdings gilt diese Regelung nur für die gängigen Kraftstoffsorten Super E5, Super E10 und Diesel. An diesem Punkt trennt sich bereits die Spreu vom Weizen: Bertha von Mercedes-benz zeigt zum Beispiel allein diese drei Spritsorten an. Bei ADAC Spritpreise sieht es nicht viel besser aus, hier kommen noch die Erdgassorten LPG und CNG dazu. Ein deutlich breiteres Spektrum bieten clever-tanken und mehr-tanken, die auch Normalbenzin, Premiumsorten, Autogas, Wasserstoff, Adblue und sogar Strom abdecken.
Dazu kommen deutliche Unterschiede bei der Tankstellenabdeckung: Zwar sprechen alle Anbieter von nahezu kompletter Marktabdeckung, bei genauerer Betrachtung sind mehr-tanken, clever-tanken und Tankenapp in diesem Punkt aber deutlich besser als ADAC Spritpreise und Bertha. Dazu prüfte IMTEST an jeweils zwei Standorten in Hamburg und Düsseldorf, wie viele Tankstellen die Apps im Umkreis von zehn Kilometern berücksichtigen. Während ADAC Spritpreise zum Beispiel nur 98 und 39 Tanken (= 137) fand, waren es bei mehr-tanken mit 136 und 54 (= 190) deutlich mehr. Auch Bertha machte in diesem Punkt mit 110 und 40 (= 150) keine gute Figur. Dabei spielt die Abdeckung eine wichtige Rolle: Fehlen Tankstellen in der Auflistung, verpasst der Nutzer womöglich den günstigsten Preis oder muss längere Anfahrten in Kauf nehmen.
Wann lohnt ein Umweg?
Hier gilt die Faustregel: Ein Umweg lohnt sich nur, wenn für jeden gesparten Cent nur ein Kilometer mehr gefahren werden muss. Also wenn der Sprit an einer Tankstelle 6 Cent billiger ist, darf der Umweg auch nicht länger als sechs Kilometer ausfallen. Anstatt sich aber Faustformeln merken zu müssen, sollten diese Aufgabe eigentlich die Spritpreis-apps übernehmen. Doch keine App zeigt in der Übersicht die voraussichtliche Fahrstrecke oder Fahrzeit zur Tankstelle (nur die direkte Distanz) an und nur eine, welches Angebot die beste Kombination aus Distanz und Preis darstellt.
Dabei handelt es sich um den „Best Deal“der Tankenapp. Der schlägt prominent die Tankstelle vor, die laut Berechnung die beste Kombination aus Spritpreis, Entfernung und Verbrauch aufweist.
Nicht zu 100 Prozent zuverlässig
Die Apps erhalten die Preise wie beschrieben im Minutentakt von der Markttransparenzstelle für Kraftstoffpreise und anderen Datenbanken. Demnach sollte es keine nennenswerten Unterschiede bei den Preisangaben geben, oder? Weit gefehlt. Die Stichproben von IMTEST ergaben: Es gibt vereinzelt deutliche Abweichungen von den tatsächlichen Preisen, zu 100 Prozent darf man sich demnach auf keine der getesteten Spritpreis-apps verlassen. Als am zuverlässigsten erwies sich im Test mehr-tanken, die bei zehn Stichproben (von jeweils zehn Tankstellen) lediglich zweimal danebenlag. Als Schlusslicht entpuppte sich die Tankenapp, die immerhin neunmal einen falschen Preis anzeigte.
Fazit
Zu 100 Prozent überzeugte keine Spritpreis-app im Test. Die Imtest-empfehlung mit dem besten Gesamtpaket verdient sich aber mehr-tanken. Der Dienst hat die meisten Extras an Bord, deckt sehr viele Kraftstoffsorten ab und lässt sich einfach bedienen. Darüber hinaus verdiente sich mehr-tanken Bestnoten in den Disziplinen Tankstellenabdeckung und Preisgenauigkeit. Nicht so gut: die aufdringliche Werbung und die verbraucherunfreundlichen AGB.