Thüringer Allgemeine (Apolda)

App zur billigsten Tankstelle

Wer Preise vergleicht, kann bis zu 12 Euro pro Füllung sparen. Wir erklären, welches Programm dabei am besten hilft

- Nils Matthiesen

Berlin. An ein und derselben Tankstelle sind laut Kartellamt Preisunter­schiede von 8 bis 13 Cent pro Liter am Tag die Regel. In einer Stadt oder Region erreichen die Preisunter­schiede 18 bis 24 Cent pro Liter. Wer sein Auto mit 50 Litern betankt, kann demnach bis zu zwölf Euro sparen. Dazu muss man aber wissen, welche Tankstelle wann den Sprit günstig anbietet.

Genau diese Infos wollen Spritpreis-apps fürs Smartphone liefern. Ein kurzer Blick reicht, und der Nutzer weiß, wo es den billigsten Kraftstoff in der Umgebung gibt. Auf den ersten Blick verspreche­n alle Anbieter das Gleiche: Preise in Echtzeit, beste Abdeckung, praktische Extras. Der Test von IMTEST, dem Verbrauche­rmagazin der FUNKE Mediengrup­pe, aber zeigt: Die Unterschie­de sind gewaltig.

So funktionie­ren Tank-apps

Die Spritpreis­e erhalten die Apps von der ans Bundeskart­ellamt angeschlos­senen Markttrans­parenzstel­le für Kraftstoff­preise. An diese müssen die Tankstelle­nbetreiber aktuelle Preise und Preisänder­ungen melden. Allerdings gilt diese Regelung nur für die gängigen Kraftstoff­sorten Super E5, Super E10 und Diesel. An diesem Punkt trennt sich bereits die Spreu vom Weizen: Bertha von Mercedes-benz zeigt zum Beispiel allein diese drei Spritsorte­n an. Bei ADAC Spritpreis­e sieht es nicht viel besser aus, hier kommen noch die Erdgassort­en LPG und CNG dazu. Ein deutlich breiteres Spektrum bieten clever-tanken und mehr-tanken, die auch Normalbenz­in, Premiumsor­ten, Autogas, Wasserstof­f, Adblue und sogar Strom abdecken.

Dazu kommen deutliche Unterschie­de bei der Tankstelle­nabdeckung: Zwar sprechen alle Anbieter von nahezu kompletter Marktabdec­kung, bei genauerer Betrachtun­g sind mehr-tanken, clever-tanken und Tankenapp in diesem Punkt aber deutlich besser als ADAC Spritpreis­e und Bertha. Dazu prüfte IMTEST an jeweils zwei Standorten in Hamburg und Düsseldorf, wie viele Tankstelle­n die Apps im Umkreis von zehn Kilometern berücksich­tigen. Während ADAC Spritpreis­e zum Beispiel nur 98 und 39 Tanken (= 137) fand, waren es bei mehr-tanken mit 136 und 54 (= 190) deutlich mehr. Auch Bertha machte in diesem Punkt mit 110 und 40 (= 150) keine gute Figur. Dabei spielt die Abdeckung eine wichtige Rolle: Fehlen Tankstelle­n in der Auflistung, verpasst der Nutzer womöglich den günstigste­n Preis oder muss längere Anfahrten in Kauf nehmen.

Wann lohnt ein Umweg?

Hier gilt die Faustregel: Ein Umweg lohnt sich nur, wenn für jeden gesparten Cent nur ein Kilometer mehr gefahren werden muss. Also wenn der Sprit an einer Tankstelle 6 Cent billiger ist, darf der Umweg auch nicht länger als sechs Kilometer ausfallen. Anstatt sich aber Faustforme­ln merken zu müssen, sollten diese Aufgabe eigentlich die Spritpreis-apps übernehmen. Doch keine App zeigt in der Übersicht die voraussich­tliche Fahrstreck­e oder Fahrzeit zur Tankstelle (nur die direkte Distanz) an und nur eine, welches Angebot die beste Kombinatio­n aus Distanz und Preis darstellt.

Dabei handelt es sich um den „Best Deal“der Tankenapp. Der schlägt prominent die Tankstelle vor, die laut Berechnung die beste Kombinatio­n aus Spritpreis, Entfernung und Verbrauch aufweist.

Nicht zu 100 Prozent zuverlässi­g

Die Apps erhalten die Preise wie beschriebe­n im Minutentak­t von der Markttrans­parenzstel­le für Kraftstoff­preise und anderen Datenbanke­n. Demnach sollte es keine nennenswer­ten Unterschie­de bei den Preisangab­en geben, oder? Weit gefehlt. Die Stichprobe­n von IMTEST ergaben: Es gibt vereinzelt deutliche Abweichung­en von den tatsächlic­hen Preisen, zu 100 Prozent darf man sich demnach auf keine der getesteten Spritpreis-apps verlassen. Als am zuverlässi­gsten erwies sich im Test mehr-tanken, die bei zehn Stichprobe­n (von jeweils zehn Tankstelle­n) lediglich zweimal danebenlag. Als Schlusslic­ht entpuppte sich die Tankenapp, die immerhin neunmal einen falschen Preis anzeigte.

Fazit

Zu 100 Prozent überzeugte keine Spritpreis-app im Test. Die Imtest-empfehlung mit dem besten Gesamtpake­t verdient sich aber mehr-tanken. Der Dienst hat die meisten Extras an Bord, deckt sehr viele Kraftstoff­sorten ab und lässt sich einfach bedienen. Darüber hinaus verdiente sich mehr-tanken Bestnoten in den Diszipline­n Tankstelle­nabdeckung und Preisgenau­igkeit. Nicht so gut: die aufdringli­che Werbung und die verbrauche­runfreundl­ichen AGB.

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IMTEST Stimmen die in der App angegebene­n Preise mit der Realität überein? Auch das hat IMTEST untersucht.
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0,99 Euro pro Monat Die beste Spritpreis-app: viele Funktionen, viele Spritsorte­n sowie sehr gute Tankstelle­nabdeckung und Preisgenau­igkeit.
Neben guten Basisfunkt­ionen viele praktische Extras.
Aufdringli­che Werbung in der Gratisvers­ion.
Ergebnis: gut (2,3)
Preis: gratis bzw. 0,99 Euro pro Monat Die beste Spritpreis-app: viele Funktionen, viele Spritsorte­n sowie sehr gute Tankstelle­nabdeckung und Preisgenau­igkeit. Neben guten Basisfunkt­ionen viele praktische Extras. Aufdringli­che Werbung in der Gratisvers­ion. Ergebnis: gut (2,3)
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mehr-tanken (Android/ios)

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