Thüringer Allgemeine (Apolda)

Längst überfällig

Der Oberhofer Ex-weltmeiste­r Ronny Ackermann erwartet die Aufnahme der Kombiniere­rinnen ins Olympia-programm

- Axel Lukacsek

Oberhof. Ronny Ackermann ist voller Zuversicht, dass seine Sportart einen neuen Schub bekommen wird. Am Freitag entscheide­t das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC), ob in der Nordischen Kombinatio­n bei Winterspie­len künftig auch Frauen antreten dürfen. „Dieser Schritt ist längst überfällig. Dass Frauen und Männer gleichbere­chtigt werden, sollte ja inzwischen nichts Besonderes mehr sein, sondern Normalität“, sagte der vierfache Weltmeiste­r aus Oberhof.

Der Winterzwei­kampf aus Skispringe­n und Langlauf gehört seit der Premiere 1924 als eine von nur sechs Diszipline­n ununterbro­chen zum olympische­n Programm. Aber im Zuge der Diskussion­en um die Aufnahme der Frauen kamen sogar Spekulatio­nen auf, bei einer möglichen Ablehnung könnten – um der

Gleichbere­chtigung nachzukomm­en – vielleicht sogar ab dem Jahr 2030 die Männer aus dem Olympiapro­gramm fliegen. „Das kann ich mir nicht vorstellen und glaube ich auch nicht. Ein solches Szenario ist für mich undenkbar“, sagte Ackermann. Ein Kompromiss könne höchstens sein, dass zugunsten der Frauen einer der drei Männer-entscheidu­ngen gestrichen werde.

Ohnehin könne ja Mailand als nächster Ausrichter im Jahre 2026 selbst bei einem negativen Entscheid des IOC die Aufnahme der Kombiniere­rinnen für ihre Spiele beantragen und so den Frauen langfristi­g den Weg ebnen. Ackermann, der 2002 und 2006 drei olympische Silbermeda­illen abräumte und damals nach einer sportliche­n Talfahrt hierzuland­e seiner Sportart zu neuem Glanz verhalf, betreut seit Sommer 2020 die Jugend und Junioren am Stützpunkt in Oberhof.

Für ihn ist die Entwicklun­g im Skispringe­n ein gutes Beispiel, was nun auch in der Nordischen Kombinatio­n gelingen könnte: „Im Spezialspr­unglauf haben sich die Frauen in vier, fünf Jahren enorm entwickelt. Das ist inzwischen eine richtig tolle Show geworden. Eine solche Dynamik erwarte ich, wenn in unserer Sportart endlich Gleichbere­chtigung herrscht.“

Mit Haasch und Gerboth zwei Thüringeri­nnen im Nationalte­am

Aus dem Skisprung-lager kommt vor der Abstimmung moralische Unterstütz­ung. „Ich habe als Kind in Ruhla in der Nordischen Kombinatio­n angefangen. Das war für mich ein sehr wichtige Grundlage. Deshalb wünsche ich mir, dass auch die Mädels in der Kombinatio­n 2026 bei Olympia dabei sind“, sagte die zweifache Skisprung-weltmeiste­rin Juliane Seyfarth.

Inzwischen haben sich die Frauen schon eine Weltcupser­ie erkämpft. 2021 durften sie in Oberstdort zudem ihre Premiere bei Weltmeiste­rschaften feiern. Unterdesse­n gab es im vergangene­n Januar sogar schon den ersten Weltcupmix­edwettbewe­rb. Ronny Ackermann sieht das IOC in der Plicht. Der Weltverban­d und die nationalen Dachorgani­sationen haben aus seiner Sicht die Hausaufgab­en erledigt. Mit Cindy Haasch (17) aus Ruhla und Maria Gerboth (20) vom WSV Schmiedefe­ld („Olympia wäre für mich ein Traum“) gehören zwei Thüringer Talente bereits dem Nationalka­der der Frauen an.

Sollten sie in vier Jahren in Mailand tatsächlic­h um Olympiamed­aillen kämpfen dürfen, würde der Aufschwung nur noch mehr forciert. „Das wäre überall spürbar, auch in Thüringen“, ist sich Ronny Ackermann sicher.

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GERHARD KÖNIG / IMAGO Ex-weltmeiste­r Ronny Ackermann glaubt an die Zukunft der Nordischen Kombinatio­n.

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