Pizza vor dem Supersprint
Leichtathletik-meisterschaften: Wagner greift nach der Krone. Röhler nach Erkrankung zurück
Erfurt/jena. Den Tisch in der Pizzeria eine Viertelstunde vom Olympiastadion entfernt hat Trainer Tobias Schneider schon bestellt. Sein Erfurter Schützling Julian Wagner pflegt das Ritual vor jedem Wettkampf. „Er isst am Abend zuvor immer Pizza. Nur der Belag wechselt“, sagt Schneider und lacht. „Vor dem Wettkampf trinken wir dann noch einen guten Espresso, um richtig wach zu sein“, erzählt der Coach.
Bei den Finals in Berlin erwartet Wagner ein spektakuläres Rennen. Noch nie gab es bei deutschen Meisterschaften solch eine Breite von Topsprintern über 100 Meter. Der 24 Jahre alte Thüringer liegt bei den Vorleistungen mit 10,12 Sekunden auf Rang drei. Die Bestenliste führen die nicht verwandten Hamburger Owen Ansah (10,08) und Lucas Ansah-preprah (10,11) an. Mit Kevin Kranz (Wetzlar/10,18) steht ein weiterer Titelkandidat bereit.
Wagner sagt: „Das wird das erste große Highlight der Saison. Ich will in Berlin eine Medaille machen und eventuell auch gewinnen. Es wird auf die Tagesform ankommen.“Selbstvertrauen hat der schnellste Deutsche des Vorjahres (10,11) genug. Zweimal lief er kürzlich 10,12 Sekunden, schlug dabei auch die nationale Konkurrenz. „Wichtig sei, so sein Trainer, in Berlin die Tickets für die WM in Eugene/usa (15. bis 24. Juli) und die Heim-em in München (15. bis 21. August) mit starkem Auftritt endgültig zu sichern.
Das Olympiastadion liebt Wagner. 2019 stand er im Dm-finale, wurde Sechster und lief im Halbfinale Bestzeit. Im Vorjahr, als er die Chance auf Olympia wegen einer Muskelverletzung verpasste, stürmte der Mechatroniker-azubi beim Istaf im Olympiastadion auf einen spektakulären dritten Rang. Für großartige Atmosphäre werden wieder die über 50.000 Zuschauer im blauen Berliner Oval sorgen.
Auf dieses Fluidum musste auch Thomas Röhler lange warten. Der Speerwurf-olympiasieger von 2016 stellt sich nach über zwei von Verletzungen geplagten Jahren der Konkurrenz. Doch die Vorzeichen stehen
(Top Team Thüringen/erfurt) 100 m (Finale Samstag 19.15 Uhr)
Thomas Röhler, Tom Meier Maurice Voigt
(beide LC Jena),
(LG Ohra-energie) Speerwurf (Samstag 18.07 Uhr)
(LC Jena) Weitsprung (Sonntag 11.35 Uhr)
(Top Team Thüringen) 400 m (Halbfinale Sa 17 Uhr, Finale So 16.50 Uhr) (Top Team Thüringen/erfurt) 800 m (So 16 Uhr) (LC Jena) 400 m Hürden (So 17.45 Uhr)
(LC Schmölln) 800 m (So 15.45 Uhr) erneut nicht gut. Nach dem schwachem Saisonstart in Doha mit nur 72,51 m, lag Röhler zwei Wochen mit einem Virus flach. Nun will er in Berlin die Form testen. Nach dem Ausfall von Weltmeister
Johannes Vetter (Schulterentzündung) darf eher Röhlers Trainingskumpel Maurice Voigt nach seinem ersten 80-m-wurf (80,46) von Edelmetall träumen.
Dritter Thüringer mit dem Speer ist Jenas Tom Meier. Doch sein Einsatz wegen Adduktorenzerrung ist ebenso ungewiss wie die Starts von Lukas Peter (Jena/400 m Hürden) und Alina Schönherr (Schmölln/ 800 m). Peter plagt sich mit Fußproblemen, Schönherr ist seit Freitag heftig erkältet. „Es wäre wohl noch nie so einfach gewesen, eine Medaille zu holen“, ärgert sich Peters Coach Rico May. Mit Aqua Jogging wurde der Fuß zuletzt entlastet. Als 24. qualifizierte sich der Jenaer Sprinter Malte Spangenberg für die 400 m. „Dort liegt seine Zukunft“, sagt May. Jenas Weitspringer Kevin Brucha brauchte nach massiven Anlaufproblemen und nur 7,31 m die Kaderregelung für einen Start in Berlin. Wegen langwierigen Infekten gar absagen mussten Hindernisläufer Tim Stegemann und Robin Müller, erklärte ein deprimierter Trainer Enrico Aßmus.