Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Das Grauen ist groß“– Viele Tote bei Erdbeben in Afghanista­n und Pakistan

Bei der Erschütter­ung von etwa 5,9 auf der Richterska­la wurden Dutzende Häuser zerstört. Mancherort­s brach Panik aus

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Kabul/islamabad.- Bei einem verheerend­en Erdbeben in der afghanisch-pakistanis­chen Grenzregio­n sind nach offizielle­n Angaben mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 1500 Bewohner im Osten Afghanista­ns seien nach dem Beben am späten Dienstagab­end verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichte­nagentur Bakhtar am Mittwoch.

Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-agentur von der Zerstörung in den betroffene­n Gebieten. „Überall herrscht ein großes Chaos. Ich habe in einer Stunde hundert Leichen gezählt“, sagte der Journalist Rahim Chan Chushal. „Das Grauen ist groß. Die Eltern können ihre Kinder nicht finden und die Kinder ihre Eltern nicht. Jeder fragt sich, wer tot ist und wer lebt. Die Häuser sind aus Lehm, und deshalb wurden sie alle durch die starke Erschütter­ung zerstört.“

Die Taliban-führung sprach den Opfern ihr Mitgefühl und Beileid aus. Nach Regierungs­angaben wurden Dutzende Häuser in den Provinzen Paktika und Chost zerstört. Auch zahlreiche Tiere kamen ums Leben. Afghanisch­e Medien berichtete­n, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Die Bauweise in der armen und wirtschaft­lich schwachen Region ist aus Kostengrün­den nicht erdbebensi­cher, viele Familien leben dicht zusammen.

Zudem dürfte das Beben die Bewohner in der Nacht überrascht haben. Der Katastroph­enschutz befürchtet unterdesse­n eine noch höhere Opferzahl. Erschwert wurden die Rettungsar­beiten durch den Zugang zur abgelegene­n Bergregion. Die militant-islamistis­chen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanista­n herrschen, riefen eine Notsitzung des Kabinetts zusammen. Mehrere Hubschraub­er wurden in die Unglücksre­gion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungs­sprecher rief Hilfsorgan­isationen zur Unterstütz­ung auf. Bereits am Mittwoch trafen Helfer des Roten Halbmonds ein.

Die Us-erdbebenwa­rte (USGS) vermeldete für das Beben kurz vor 23 Uhr am Dienstag (Ortszeit) die Stärke 5.9 sowie ein etwas schwächere­s Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlic­h der Stadt Chost nahe der Grenze zu Pakistan in rund zehn Kilometern Tiefe. Pakistanis­che Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6.1 registrier­t.

Pakistanis­chen Angaben zufolge waren die Erschütter­ungen in weiten Teilen des angrenzend­en Landes – so auch in der Hauptstadt Islamabad und selbst in Lahore im Osten des Landes – zu spüren. Mancherort­s brach Panik aus.

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UNCREDITED / DPA Nach dem schweren Erdbeben in der afghanisch-pakistanis­chen Grenzregio­n sind viele Menschen obdachlos.

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