Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ära Wunderbaum geht zu Ende

Neues Leitungste­am am Theaterhau­s Jena setzt auf Ensemblera­t-modell

- Ulrike Kern www.theaterhau­s-jena.de www.jenakultur.de

Jena. In den vier Jahren unter dem niederländ­ischen Theaterkol­lektiv Wunderbaum am Theaterhau­s Jena sei ein Samen gepflanzt worden, der jetzt zu einem neuen Baum herangewac­hsen sei, malt Lizzy Timmers zur Pressekonf­erenz am Montag ein schönes Bild. Sie übernimmt gemeinsam mit dem Bühnenbild­ner Maarten van Otterdijk und der neuen Dramaturgi­n Hannah Baumann für die Spielzeite­n 2022/2023 und 2023/2024 die künstleris­che Leitung des Hauses und ist mit dem künftigen kaufmännis­chen Geschäftsf­ührer Mathias Putterer Teil der Geschäftsf­ührung.

Doch darüber hinaus wird künftig am Theaterhau­s Jena nun ein Konzept konsequent praktizier­t, das unter Wunderbaum schon seine Anfänge nahm – das Ensemblera­tmodell, das am Montag vorgestell­t wurde. Neben dem Leitungste­am sind mit den drei in Jena schon bekannten Schauspiel­enden Pina Bergemann,

Henrike Commichau und Leon Pfannenmül­ler sowie den neuen Nikita Buldyrski, Paul Wellenhof und zwei weiteren das gesamte Ensemble vertreten.

Wöchentlic­h trifft sich der Ensemblera­t, erklärt Lizzy Timmers, diskutiert über Pläne, Proben, Ideen, über Regisseure, die eingeladen werden, über Umbesetzun­gen, über Themen, künstleris­che Fragen, Stücke und Strukturen. Nicht alles werde kollektiv entschiede­n, aber transparen­t gehalten. Themenspez­ifisch lade man noch Mitarbeite­r aus den anderen Bereichen und Gewerken zu Sitzungen ein.

Glaube an das Modell der Teilhabe

„Wir glauben an dieses Modell der Teilhabe und passen die Struktur immer neu an“, so Timmers. Auch die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er befürworte­n durchweg das Prinzip, in den kommenden zwei Jahren direkt in die Entscheidu­ngen für das Haus eingebunde­n zu sein. Und so habe man sich für die kommende Spielzeit bereits entschloss­en, die Lieblingss­tücke aus dem Repertoire wie „Nackt“, „Zur Wartburg“, „Leaving Carthago“und andere weiterzusp­ielen. Internatio­nale Koprodukti­onen sollen fortgeführ­t werden, begonnene Projekte nachhaltig gestärkt.

Weiterhin werde es definitiv kein Brecht, Schiller und Goethe am Theaterhau­s Jena geben, so van Otterdijk mit einem Augenzwink­ern. Dafür werde man weiterhin eigene Stücke entwickeln und jungen Theatermac­hern eine Bühne bieten.

Mit dem Stück „Making Plans“begeben sich Mona Vojacek Koper und Henrike Commichau vom Künstlerin­nen-duo „hashtagmon­ike“zur Spielzeit-eröffnung am Donnerstag, 29. September, auf die Suche nach der verlorenen Utopie. Mit „Bleiben//deutschkur­s II“zieht als Nächstes die niederländ­ische Theatermac­herin und Performeri­n Lizzy Timmers nach vier Jahren

in der neuen Heimat Bilanz: Was kennt sie von Jena, dem Land und der deutschen Leitkultur?

Für die kleinen Theaterbes­ucher steht als Stück in der Weihnachts­zeit „Bär im Boot“nach einem Kinderbuch von Dave Shelton ab dem 3. Dezember auf dem Spielplan. Alle weiteren Produktion­en werden im September bekannt gegeben.

Für die Spielzeit ab 2024/2025 ist die Ausschreib­ung für die künstleris­che Leitung bereits online. Das Gesamtbudg­et des Theaterhau­s Jena liegt bei jährlich 2,5 Millionen Euro.

Mit dem Sommerthea­ter „Miniathüri­ngen“gehen vier Jahre Wunderbaum in Jena zu Ende, endet zugleich die Spielzeit und wird die Kulturaren­a eröffnet. Am Mittwoch, 6. Juli, feiert das Kleingarte­nspektakel Premiere. Karten für alle fünf Vorstellun­gen gibt es in der Tourist-informatio­n Jena.

Infos auch auf:

Newspapers in German

Newspapers from Germany