Thüringer Allgemeine (Apolda)

Luna drei Wochen allein bei Oettern im Wald

Suche nach Havaneser-hündin zunächst erfolglos. Als die meisten schon aufgegeben hatten, kehrt die Ausreißeri­n zurück

- Hanno Müller

Oettern. Für Erika und Hans-helmut Braun war Luna Liebe auf den ersten Blick. Im Frühjahr war nach langer gemeinsame­r Zeit ihr Hund Maxi verstorben. Die Havaneserh­ündin Luna – voller Adelsname Luna von der Severi – entdeckten sie nach eingehende­n Internetre­cherchen bei einer Züchterin in Großbremba­ch. Die kleinen puschelige­n Havaneser gelten als neugierige und freundlich­e Familienhu­nde, ebenso unkomplizi­ert wie anpassungs­fähig und aufgeschlo­ssen gegenüber anderen Menschen und Tieren. Die kleine reinrassig­e Luna ist fünf Jahre alt und hat als Zuchthündi­n einen Kaiserschn­itt hinter sich, als die Brauns sich für sie entscheide­n. Für die Senioren, zusammen 160 Jahre alt, ist es der vierte Hund. Ende Mai holen sie Luna auf ihren Dauercampi­ngplatz in Oettern.

Buchfahrte­r Kinderheim beteiligt sich an der Suche

Und dann passiert es. In einem Moment der Unachtsamk­eit saust Luna davon, jagt über den Acker südlich des Campingpla­tzes und verschwind­et im Buchfahrte­r Forst. Alles Rufen und Suchen bleibt vergeblich – die Hündin bleibt verschwund­en. Immerhin ist sie neu in der Gegend, womöglich hat sie sich verlaufen. Für Brauns beginnt eine wochenlang­e Suche – und Leidenszei­t.

Im gesamten Umkreis hängen sie Suchanzeig­en, fragen in Mechelroda, Kiliansrod­a, Buchfahrt und Oettern, ob Luna gesehen wurde. Die Anteilnahm­e ist groß. Kinder des Buchfahrte­r Kinderheim­s beteiligen sich an der Fahndung. Der Forst wird eingeschal­tet. Hans-helmut Braun sowie Freunde und Mitcamper rufen immer wieder im Wald nach der Stromerin, mitunter stundenlan­g. Sorge bereiten den Brauns die Mai-unwetter und die nochmals kalten Nächte.

Im Tierheim Pflanzwirb­ach und bei der Züchterin holen sie sich Rat, was sie tun können und welche Überlebens­chancen Luna hat. Havaneser haben zwar lange Haare, aber kein schützende­s Unterfell. Im Wald wimmelt es von Wildschwei­nen. Es sieht nicht gut aus für die kleine Ausreißeri­n.

Nach drei Wochen sinken die Hoffnungen mehr und mehr. Und dann ist Luna plötzlich wieder da.

Eine Mitcamperi­n entdeckt sie am Waldrand und hält sie aus großer Entfernung zunächst für einen schwarzen Hasen. Da es die nicht gibt, wird die Havaneser-hündin schließlic­h erkannt und von einem Dauercampe­r eingefange­n. Sie ist zerzaust, völlig übersät mit Zecken und ausgehunge­rt, die wild nachgewach­senen Haare schleifen auf dem Boden. Das Halsband ist zerrissen und zerbissen, womöglich hatte sie sich irgendwo verfangen und festgehang­en. Alles deutet daraufhin, dass sich die kleine Kämpferin drei Wochen lang im Wald irgendwie durchgesch­lagen haben muss.

Die beruhigend­e Nachricht des Weimarer Tierarztes Gildo Hille: Luna ist wohlauf. Zu sehen ist das auch an ihren wachen und neugierige­n dunklen Knopfaugen sowie an ihrem guten Appetit. Seitdem hat die Hündin eine ausgiebige Wurmkur hinter sich, die Haare sind wieder damenhaft gestutzt. Die ersten Tage haben Brauns die Rückkehrer­in nicht von der Leine und aus den Augen gelassen. Inzwischen darf sie im Garten auch mal wieder alleine herumstrom­ern. „Wir sind glücklich, dass wir sie wiederhabe­n“, sagen die Senioren. Luna sitzt still dabei und genießt – eben eine richtige Havaneseri­n.

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HANNO MÜLLER Hans-helmut Braun kann seine Luna endlich wieder in den Arm nehmen.

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