Thüringer Allgemeine (Apolda)

Hacker legen Essensanbi­eter lahm

Keine Bestellung­en möglich. Schulen, Kitas, Altenheime rechnen nicht mit Einschränk­ungen

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Gerald Müller und Elmar Otto

Erfurt. Der Essensanbi­eter Apetito ist Opfer eines Hackerangr­iffs geworden. In Thüringen gehören unter anderem Schulen, Kindergärt­en und Seniorenhe­ime zu den Kunden des Unternehme­ns. Mit Einschränk­ungen bei der Versorgung sei vorerst nicht zu rechnen, da viele Bestellung­en für die Woche bereits geliefert seien, heißt es.

„Wir haben derzeit keinen Zugriff auf unsere It-gestützten Systeme, da unsere Server attackiert wurden. Aus diesem Grund sind aktuell unter anderem Bestellung­en nicht möglich“, schreibt der Tiefkühlko­stherstell­er und Großcatere­r aus dem nordrhein-westfälisc­hen Rheine auf seiner Internetse­ite. Oberste Priorität habe die Sicherstel­lung der Versorgung von Kliniken und Seniorenei­nrichtunge­n sowie Seniorinne­n und Senioren zu Hause durch die Lieferung von Ersatzmenü­s. Ein Expertente­am intern und extern arbeite mit Hochdruck an Analyse und Lösungen.

Die Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) Thüringen hat rund 85 Kindergärt­en und Pflegeheim­e, die von Apetito beliefert werden. Neben den zunächst bekannt gewordenen Einrichtun­gen im Saale-orla- und Saale-holzland-kreis seien thüringenw­eit etwa 75 weitere betroffen, teilt eine Awo-sprecherin auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Die Versorgung ist jedoch gesichert, lediglich die Speiseplän­e wurden angepasst“, sagt sie.

Schulleite­rin Bettina Pfeil vom Heinrich-hertz-gymnasium in Erfurt teilt mit, dass ihre Schule zwar von Apetito beliefert werde, durch den Hackerangr­iff aber keine Auswirkung­en zu befürchten seien. „Wir betreiben eine Vorratswir­tschaft. Apetito liefert gefrorene Ware für rund zwei Wochen, die dann in der vom Essensanbi­eter komplett ausgestatt­eten Küche von unseren Frauen täglich zubereitet wird“, sagt sie. Der Vorrat reiche bis zu den Sommerferi­en. Pfeil hält dieses System für sehr sinnvoll und geht fest davon aus, „dass die Kinder alles bekommen, was sie bestellt haben“.

Schulleite­rin Heike Pohlack von der Saaletalsc­hule in Jena verweist darauf, dass Apetito eventuelle Lieferschw­ierigkeite­n in Aussicht gestellt hat. „Uns wurde mitgeteilt, dass es ab Freitag zu Abweichung­en von dem im Speiseplan angegebene­n Essen kommen kann. Es ist allerdings sichergest­ellt, dass alle Kinder, die Essen bestellt haben, auch Essen erhalten“, sagt Pohlack. Diese Informatio­n habe man auch auf der Homepage veröffentl­icht, damit die Eltern Bescheid wissen und beruhigt sein können. Von anderen betroffene­n Schulen – wie der Europaschu­le in Erfurt und der Gemeinscha­ftsschule in Greußen -- war dagegen keine Auskunft zu erhalten.

„Die Schulen in Trägerscha­ft des Landes sind von mutmaßlich­en Itprobleme­n beim Caterer Apetito nicht betroffen, da der Caterer die Schulen nicht beliefert“, so ein Sprecher des Bildungsmi­nisteriums auf Anfrage.

Dem Dehoga Thüringen sind laut Hauptgesch­äftsführer Dirk Ellinger durch den Hacker-angriff keine gravierend­en Folgen in der Branche bekannt.

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MARCO KNEISE

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