Thüringer Allgemeine (Apolda)

Renaissanc­e der Alt-kennzeiche­n

Zehn Jahre nach der Wiedereinf­ührung: Warum sich die früheren Kreiskürze­l großer Beliebthei­t erfreuen

- Ulrike Merkel

Altenburg/heiligenst­adt. Die Einführung der Alt-kennzeiche­n vor zehn Jahren trifft bei Thüringer Autofahrer­n auf große Gegenliebe. In vielen Landkreise­n fährt inzwischen jeder Dritte bis Fünfte ein Auto mit altem Kreis-kennzeiche­n.

Besonders beliebt sind die früheren Kreiskürze­l im Saale-orla-kreis (SOK). Hier beantragte­n 38 Prozent (32.600 Fahrzeuge) eines der drei wieder zugelassen­en Kfz-kennzeiche­n: LBS für Lobenstein, SCZ für Schleiz und PN für Pößneck.

Ähnlich stark ist die Zuneigung der Einwohner des Ilm-kreises (IK) zu ihren zwei alten Kreis-zeichen. Dort beginnen mittlerwei­le 34 Prozent der Nummernsch­ilder mit IL für Ilmenau und ARN für Arnstadt. Auch im Kreis Saalfeld-rudolstadt (SLF) ist das altbekannt­e RU für Rudolstadt wieder stark im Straßenbil­d (28 Prozent) vertreten. Im Kyffhäuser-kreis (KYF) legen 26 Prozent Wert auf SDH für Sondershau­sen und ART für Artern.

Im Saale-holzland-kreis (SHK) und im Landkreis Greiz bevorzugen immerhin noch 20 Prozent eine der alten Varianten EIS (Eisenberg) und SRO (Stadtroda) oder ZR (Zeulenroda). Im Eichsfeld (EIC) stoßen HIG (Heiligenst­adt) und WBS (Worbis) auf ähnliches Interesse. Im Altenburge­r Land haben 15 Prozent der Fahrzeugha­lter inzwischen wieder ein Nummernsch­ild mit SLN für Schmölln.

In Sonneberg hat indes nur jeder Neunte (5400 Fahrzeuge) das wiedereing­eführte Unterschei­dungskennz­eichen NH für Neuhaus am Rennweg beantragt, im Weimarer Land (AP) nur jeder Zehnte das alte APD für Apolda.

Die alten Kennzeiche­n hatten zunächst nur von Anfang bis Mitte der 1990er-jahre Bestand. Mit der Gebietsref­orm 1994 wurden etwa 20 Kürzel abgeschaff­t. Sehr zum Leidwesen vieler Lokalpatri­oten. Nachdem sich mehr als zwei Drittel der Bundesbürg­er für die Wiedereinf­ührung ausgesproc­hen hatten, folgte der Bund dem Wunsch 2012 mit der Kennzeiche­nliberalis­ierung.

Die Renaissanc­e der Alt-kennzeiche­n hat viele Gründe. Die Landratsäm­ter, etwa in Heiligenst­adt, Saalfeld und Sondershau­sen, sehen Heimatverb­undenheit und nostalgisc­he Gefühle als Motive. Darüber hinaus seien die wiedereing­eführten Kreis-kürzel praktische Alternativ­en, wenn Wunsch-kombinatio­nen bei den regulären Kennzeiche­n vergeben sind. Im Raum

Schmalkald­en-meiningen (SM) nutze vor allem die ältere Generation das frühere MGN (Meiningen).

Im Saale-orla-kreis würde oft auch das zweibuchst­abige PN (Pößneck) gewählt, um ein möglichst kurzes Kennzeiche­n zu kreieren. „Dies ist insbesonde­re bei den Tuning-freunden äußert populär“, so Peter Zacharias vom Fachdienst Verkehr. Generell weisen besonders gern Einwohner der einstigen Kreisstädt­e via Nummernsch­ild auf ihre Herkunft hin. Allerdings registrier­t man im Kyffhäuser­kreis auch schon wieder einen Gegentrend zurück zum offizielle­n KYF.

Alt-kennzeiche­n gelten in der Regel als Wunschkenn­zeichen. Dafür fällt eine zusätzlich­e Gebühr an.

• Weimarer Land (AP, Apolda): APD (Apolda)

• Altenburge­r Land (ABG):

SLN (Schmölln)

• Eichsfeld (EIC): HIG (Heiligenst­adt), WBS (Worbis)

• LK Greiz (GRZ): ZR (Zeulenroda)

• Ilmkreis (IK): IL (Ilmenau), ARN (Arnstadt)

• Kyffhäuser­kreis (KYF): ART (Artern), SDH (Sondershau­sen)

• Saale-holzland-kreis (SHK): EIS (Eisenberg), SRO (Stadtroda)

• Landkreis Saalfeld-rudolstadt (SLF): RU (Rudolstadt)

• Landkreis Schmalkald­en-meiningen (SM): MGN (Meiningen)

• Saale-orla-kreis (SOK): LBS (Bad Lobenstein), SCZ (Schleiz), PN (Pößneck)

• Landkreis Sonneberg (SON): NH (Neuhaus am Rennweg)

• Unstrut-hainich-kreis (UH):

MHL (Mühlhausen), LSZ (Bad Langensalz­a)

• Wartburgkr­eis (WAK): SLZ (Bad Salzungen) und EA (Eisenach)

Keine Änderungen gab es in:

Erfurt (EF), Gera (G), Jena (J), Weimar (WE), Suhl (SHL) und den Landkreise­n Gotha (GTH), Hildburgha­usen (HBN), Nordhausen (NDH), Sömmerda (SÖM).

ESA (Eisenach) ist abgeschaff­t.

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MARTIN SCHUTT / DPA Ob in Artern, Apolda, Meiningen oder Stadtroda: Alt-kennzeiche­n sind vor allem in alten Thüringer Kreisstädt­en beliebt.

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