Nette Nachbarn gesucht
Der Greizer Theaterherbst erhielt 2021 den Thüringer Nachbarschaftspreis, der neu vergeben wird
Greiz. Als 25-Jähriger einen Vorstand zu leiten, ist ungewöhnlich. Elric Popp sieht das als gar nicht so besonders. Denn schon mit elf war er Teil vom Verein Greizer Theaterherbst, hat in dessen Kinderwerkstatt erste Erfahrungen als Schauspieler gesammelt.
Er leitet einen Verein, der rund fünfzig Mitglieder hat und sich durch zwei kulturelle Festivals – dem Greizer Theaterherbst und dem Greizer Jazz-werk – einen Namen weit über die Grenzen der Stadt gemacht hat. Für das soziale Engagement gab es dabei 2021 den Nachbarschaftspreis in Thüringen, der in den Jahren zuvor in Schweina, Rückersdorf und Merkers-kieselbach gefeiert worden war. Nun gibt es thüringenweit die Möglichkeit, sich für 2022 zu bewerben.
Das Konzept seines soziokulturellen Vereins erläutert Popp so: „Wir wollen für alle – egal, ob jung oder alt, egal, welchen Geschlechts und welcher Herkunft – einen Zugang zur Kultur ermöglichen. Und diese dann einem interessierten Publikum präsentieren.“Und genau das war in der Pandemie ein Problem. „Es entstand die Idee, wenn die Leute nicht zu uns kommen können, gehen wir zu ihnen. Vor allem wollten wir den Älteren etwas bieten.“Und aus Worten entstanden Taten, es fanden zahlreiche Vorstellungen für Menschen in Seniorenheimen statt. „Sie saßen an den Fenstern, wir spielten ehrenamtlich auf Wegen, im Hof oder am Zaun“, berichtet Popp, das Repertoire habe Sketche, Musik, Theater, Lesungen, Mundartgedichte oder Puppenspiele umfasst und für „wunderbare Momente auf beiden Seiten“gesorgt.
Der Greizer Theaterherbst konnte dabei aus rund zwei Dutzend Mitwirkenden je nach Ort und Zeit schöpfen. „Vor allem Sabine Künzel hat sich in der Organisation verdient gemacht“, lobt der Vorstandsvorsitzende. „Das Projekt, welches während des ersten coronabedingten Lockdowns entstand, bringt Theater, Tanz, szenische Lesungen und Musik zu den Greizern nach Hause“, hieß es zur Begründung der Auszeichnung durch die Nebenanstiftung.
Und die „Kultur am Fenster“wurde nach Ende der Pandemie-beschränkungen in Greiz und Umgebung fortgesetzt. „Inzwischen spielen wir auch regelmäßig in Kindertagesstätten. Das kann jetzt glücklicherweise im Hof und auf der Wiese geschehen“, so Elric Popp, hauptamtlich Geschäftsführer einer Videoproduktionsfirma. Er ist jedenfalls froh, mit dem Greizer Theaterherbst bei diesen Auftritten weg vom Fenster zu sein.